Samstag, 18. Juli 2009

Als wir unser Auto abstellen, höre ich weibliche Stimmen aus dem Haus kommen, die Fenster stehen offen, es klingt, als ob die Frauen singen würden . Die Palme steht noch und am Zitronenbaum hängen dicke leuchtend gelbe Zitronen. Ich bin beruhigt. Auf den Feigenbäumen strecken sich pralle kleine Feigen der Sonne entgegen. Meine albtraumhafte Vorstellung, unser in meiner Erinnerung in der Oase gelegenes Haus hätte sich einen Tag nach Vertragsabschluss in eine Bruchbude in der Staubwüste verwandelt, hat sich nicht bewahrheitet. Die Frauen räumen den Geschirrkasten der Vorbesitzerin aus, wir bekommen Kaffee und das Versprechen den langen langen Tisch stehen zu lassen. "Quante tavolate abbiamo fatto qui!" sagt die Vorbesitzerin mit ihrem zuversichtlichen, wissenden Lächeln. Ich denke gar nicht an Essenseinladungen, sondern dass die Kinder hier ihre Aufgabenhefte liegen lassen können und wir trotzdem genug Platz zum Essen haben werden. Sechs Stühle will sie sich mitnehmen und ich zähle schnell alle Stühle, es sind mehr als zehn. Plötzlich bin ich ganz begierig, die Dinge festzuhalten, als könnten wir damit das Glück festhalten, das hier (vielleicht) einmal gewohnt hat.
Schnell zehn Minuten allein sein, ein Blick aus dem Fenster des Schlafzimmers der Schwester, wie gerne säße ich schon hier und schaute auf die grün bewaldeten Hügel mit einem Stift in der Hand. Hoffentlich nimmt sie nicht die schöne alte Kredenz der Schwester mit. Im Rohbau erzählt MM von einem begehbaren Schrank, aber ich sehe nur die Palme vor dem Balkon, warum denn ein Schrank, ach nein, das wird das Schlafzimmer, ja, ich würde mich am liebsten gleich hinlegen, auch auf den Boden.
Die Vorbesitzerin sagt, sie werde sich einige Pflanzen mitnehmen, den Rest lasse sie mir da, sie umarmt mich und meint, sie sei froh. "Ich bin auch froh", sage ich und schaue verzückt auf Ziegelsteine.
MM will alles verändern und ich will alles umarmen und meinen Kopf auf die alten Dachschindeln legen.