Sonntag, 29. April 2012

Ich bin ein Groupie


Auf dem Lungomare in einer Stadt in der Nähe von uns versammeln sich die Breakdancer und auch unsere großen Jungen sollen dort tanzen. Keiner hat extremes Interesse, aber wir fahren dort hin. Es ist frühsommerliches Wetter und auf dem Lungomare sind viele Menschen unterwegs. Der Rallyefahrer kommentiert trocken: "Ich will wieder heim". Sein großer Bruder ist sicher, dass er eine Performance abgeben wird, nachdem er sich erklären hat lassen, was eine Performance ist und dauernd etwas einzuwenden hatte, als ich sagte, das sei wie eine Theateraufführung ohne Theater. Was Besseres ist mir nicht eingefallen, denn ich war sehr müde, da MM in der Nacht um halb zwei ins Spital gebracht werden wollte, weil er sich nicht mehr sicher war, ob er seine Medizin ein oder zweimal genommen hatte. Es war eine anstrengende Nacht, aber eine von denen, in denen sich die Prioritäten im Leben klar abzeichnen. Im Spital war eine Großfamilie mit Freunden zugegen, die ein Mädchen, das sich den Kopf bei einem Autounfall angeschlagen hatte, durch ihren Leidensweg in der Notaufnahme begleiteten. Die Männer der Kusinen sagten, es sei Zeit, jetzt nach Hause zu gehen, aber die Kusinen und die Tanten wollten bleiben. "Du hast mit ihnen geweint, stimmt's?" glaubt MM zu wissen, als es ihm besser geht. Nein, da hat keiner geweint, im Gegenteil, die haben herzlich gelacht. Ich nehme an, wenn das Ganze länger gedauert hätte, hätten sie was zu essen und zu trinken aufgetrieben.
So sind wir also auf diesem Lungomare, die Eltern sind müde, aber froh, am Leben zu sein, die Jungen sind wach und wollen sterben. Die Breakdancer sind sehenswert und sie haben dementsprechend viel Publikum. Meine beiden Söhne verziehen sich möglichst weit nach hinten. "Mamma, ich bekomme einen Herzinfarkt." gesteht der Rallyefahrer, sein 14-jähriger Bruder sieht gerade aus wie 8. Dem Kind ist das alles egal, denn er ist Balletttänzer und total entspannt. Einer der Lehrer entdeckt meine Kinder und stellt sie einem anderen Lehrer vor, alle begrüßen sich mit einem Breakdancer-Gruß, der an Raumschiff Enterprise erinnert. Spinnweben liegen über mir. Der 14-Jährige sieht jetzt aus wie 7, der Rallyefahrer ist sichtlich unangenehm berührt. Nach der Begrüßung ziehen sich die Jungs wieder zu Mamma und Papa an den Rand des Geschehens zurück. Auf der Tanzfläche, wenn man den Raum zwischen den umstehenden Teilnehmern und Zusehern so nennen will, machen die Breakdancer einer nach dem anderen ihre Überschläge, Kopfstände und gefakten Kämpfe. Es sind auch einige Mädels dabei, eine von ihnen steht ein paar Minuten auf den Händen und bewegt rhythmisch ihre Beine. Was zu sehen ist, wäre auch Eintritt wert. Die Spaziergänger des Lungomare sind sichtlich beeindruckt. Es gibt auch kleine Buben, die unter sieben sind und die sich in Kopfständen versuchen. Irgendeiner der fotografierenden Männer muss wohl ein Vater von denen sein. Ciccio, einer der Lehrer, wirft dem Rallyefahrer einen Blick zu und dann geschieht das Unvorhergesehene: Der Rallyefahrer, der fast in seiner gesamten Schulzeit keine mündliche Prüfung abgelegt hat, weil er kein Wort öffentlich gesprochen hat, was er aber seit kurzem doch zu tun scheint, gibt seinem Herzen sichtlich einen Stoß und betritt mit einem Ausdruck, den ich zu Hause als Aggression bezeichnen würde, die Tanzfläche, legt dort ziemlich viele, ziemlich schnelle Tanzschritte ab, macht eine verunglückte Kapriole und vertschüsst sich wieder. Applaus. Sein Bruder, der technisch viel besser ist, viel mutiger ist und viel mehr übt, betritt die Tanzfläche nicht, denn vorher ist die Veranstaltung aus.
So, jetzt.
Ich versuche, nicht zu weinen, denn ich weiß, der Rallyefahrer hat etwas Unglaubliches gemacht, nicht nur ganz persönlich, sondern durchaus allgemein, nicht alle Leute sind Selbstdarsteller. Nichts wird ihn mehr erschüttern können. MM ist sachlich und sagt, keiner hätte einen Rhythmus wie der Rallyefahrer, aber das liegt vielleicht daran, dass der Rallyefahrer getanzt hat, während die anderen akrobatisch zu Gange waren.
Nach der Veranstaltung üben ein paar hartgesottene Jungs am Strand Salto Mortale rückwärts, einer ist dabei, der wirklich gut erklären kann, wie das geht. Theoretisch kann ich es jetzt auch. Nun kommen die Mädels zum Rallyefahrer. Das ist eine neue Erfahrung für mich. Zwei Mädels sind aus seiner Breakdancegruppe, die Blonde ist atemlos. Die Rothaarige ist mutiger, die geht auf mein Kind zu und flirtet offensiv. Mir ist das ein bisschen peinlich, aber eher wegen mir selbst, denn ich war doch selbst noch vor kurzem die, die genauso direkt geflirtet hätte und jetzt bin ich die, die den Angeflirteten um halb zehn Uhr abends gnadenlos ins Bett schickt. Die, die weiß, dass er zwei Stunden vorher noch Schwierigkeiten mit der Umfangberechnung eines Dreiecks zeigte. Es wäre schön, wenn die Flirterin Virginia ihm das beibringen könnte. Was würde er im Gegenzug geben? Sein großes Herz, seine absolute Offenheit und seine extreme soziale Kompetenz, zu der auch Treue gehört. Virginia, du wärst in Sicherheit. Was aber wäre mit der blonden Dünnen, die sich, immer noch ohne zu atmen, wegdrehen muss?
Und was ist mit dem armen Bruder, der täglich fleißig übt und heute so in der Schatten gestellt wurde? Der hat keine andere Möglichkeit, als seinem Bruder zu sagen: "Du warst eine Niederlage". Das ist dem Rallyefahrer zu Recht ganz egal. Nur vor dem Einschlafen sagt er noch: "Aber ich habe immer nur dasselbe gemacht". Wenn ich nicht so müde gewesen wäre, hätte ich gesagt, dass das ein Element des Breakdance zu sein scheint. So sage ich, das macht nichts, jetzt hätte er seine Angst überwunden, das nächste Mal könne er sich überlegen, was er zeigen wolle. "Die mit dem Kapperl hat auch immer dasselbe gemacht", gibt das Kind zu bedenken. Allerdings auf den Händen stehend, nicht auf den Füßen, denke ich. Vielleicht findet das Kind das auch, denn es sagt: "Aber die war geil." Und dann gesteht er, welches Mädchen er in seiner Balletttanzgruppe geil findet. "Du hast einen guten Geschmack, gute Nacht", versuche ich das Gespräch wieder auf eine gepflegte Ebene zu bringen. Der 14-jährige schweigt. Ich glaube, er bereitet innerlich seinen großen Breakdance-Coup vor. Hoffentlich tut er sich nicht weh dabei.

Samstag, 28. April 2012

Home is where...

Schon wieder fahren wir zur Dottoressa Francesca und es ist umwerfendes Wetter. Das Kind fragt wie üblich ob das Pollinogebirge die Alpen sind und ich denke wie üblich, dass die Schule das Kind verwirrt. Ich habe dem Kind viel zu essen mitgebracht. Ich bin offensiv. Ich weiß, das Kind kommt aus der Schule und sagt: Ist etwas zu essen im Auto? Normalerweise werde ich dann argumentativ und sage: Aber du hast doch erst zu Mittag gegessen, oder: Nein, daran habe ich nicht gedacht usw. Heute habe ich einen ganzen Plastiksack mit Essen voll gepackt und darüber seine Zahnregulierung vergessen, was blöd ist, wenn man zum Zahnarzt zur Kontrolle fährt. Zum Glück sind die Brüder des Kindes immer bereit, in einem Sprint-Marathon die Zahnregulierung nachzutragen. 
Mein Schulfreund, an den ich immer denken muss, wenn wir in die Zahnklinik fahren, weiß jetzt Bescheid und ich kann also aufhören, an ihn zu denken. Ich fühle mich frei und leicht. Ich freue mich, dass ich nicht mehr an die Vergangenheit denken muss, sondern an die Zukunft denken kann. Die Berge sind so steil, das keine Häuser darauf gebaut wurden, wie auf den Hügeln bei uns, das ist tröstlich. Das Meer um die Insel ist hell und türkis und unbewegt, ich denke an das Wort Eiskonfekt, aber ich glaube, ich meine etwas anderes, blaue Zuckerln, wie heißen die denn, jetzt fällt es mir wieder ein: Gletschereis. Die haben wir im Kino gegessen, als die Kinos noch klein waren und die Holzstühle ungepolstert und 3D sich auf Comixhefte bezog, die man mit einer rot-grünen Brille anschaute. Bei Dottoressa Francesca ist alles in Ordnung, der Zahn, der erst weg vom Körper wachsen wollte wurde begradigt. Das Kind ist guter Laune, immerhin hat es einen Apfel, eine Packung Crackers, ein Cornetto, ein Stück Pizza und etwas Schokolade gegessen.
Wir fahren in unseren Ort zurück, der auf eine Art zu Hause geworden ist. Für das Kind, weil seine Tanzschule dort ist, für mich, weil dort mein Bett steht, neben dem mein Buch liegt. Das Kind geht tanzen und ich ins Eisenwarengeschäft. Ich tausche den Schlauch für den Gasherd um, ich tausche einen Stöpsel für ein Waschbecken um und ich gebe den Schlauch für die Waschmaschine zurück. Ich rufe MM an und frage, was wir sonst noch brauchen und er sagt, unsere Nachbarin sei zu Besuch und hätte eine wunderbare Crostata mitgebracht. Ich denke, dass Teresas Herd endlich repariert wurde, aber als ich nach Hause komme, bin ich sehr erstaunt, dass die coole Nachbarin, die Ärztin, die zu Teresa gesagt hat, sie soll abnehmen und dass hier alle wie die Schweine fressen würden, gemeinsam mit meinem Mann meinen Prosecco weggetrunken hat. Ich bin auch sehr überrascht, dass sie lange geblieben ist. Ich frage: Seid ihr rausgegangen? Nein, wir sind hier gesessen und haben Prosecco getrunken. Ich rieche aber gar kein Nikotin. Ich hätte gedacht, dass die coole Nachbarin nicht länger als 10 Minuten nichtrauchend verbringen kann. Es ist der erste Tag seit langem, an dem ich so früh aus dem Haus gegangen bin, dass das Frühstücksgeschirr noch auf dem Tisch in der Küche stand und die Kinder nur Brote zu Mittag gegessen hatten. Dem 14-jährigen Sohn sei Dank, dass ein frisches Tischtuch auf dem Tisch lag und nicht nur die Brösel vom vorabendlichen Essen. Im Wohnzimmer habe ich meine Nähmaschine aus den 70er Jahren aufgebaut, mittels der ich vorhabe, die Vorhänge kürzer zu machen, bevor meine Schwägerin zu Besuch kommt. Ja, wir haben nämlich Vorhänge. Wir haben auch geputzte Fenster. Und wir haben viele Bücher, was angeblich den Mann der Nachbarin interessieren wird. Wo ist der denn, während ich im Eisenwarenladen bin und seine Frau mit meinem Mann meinen Prosecco trinkt? 
Teresa hat sich übrigens gegen die Ärztin gewehrt und gesagt, dass die niemanden was essen lasse, ihr armer Mann müsse mit einem Mozzarella abends sein Auskommen finden. Kein Wunder, dass er dann den Nachbarn, Teresas Bruder fragt, ob er nicht was Anständiges zu essen hätte. Manchmal sage er, seine Frau komme heute nicht aus dem Dorf hierher nach oben und dann würde er mit Teresas Bruder Würste essen und Wein trinken. Und um elf Uhr vormittags käme dann auf einmal seine Frau. Eine Gemeinheit, findet Teresa. 
Mir gefällt sie ja, die Nachbarin die, wie MM es ausdrückt, dünn wie ein Spaghetto ist. 
Obwohl ich jetzt zugebe, dass ich von ihr geträumt habe. Sie hat Giftmüll in einem kleinen Teich unterhalb unserer Häuser versenkt. Den gibt es in Wirklichkeit nicht. In meinem Traum, der mich auf einer Reise heimgesucht hat, war er aber in milden Nebel getaucht, durchaus romantisch und mit gelben Blümchen umstanden. Mir fiel das Reden schwer: Warum hast du das getan? Sie schaut mich spöttisch an. Irgendwer muss es ja tun, sagte sie. Mir ist klar, dass sie eine Menge Geld dafür bekommen hatte. Ich bin wie gelähmt, ich muss meine Kinder von dort wegbekommen.
Solche Träume habe ich, seit wir das Haus haben. Ich mag das Haus und ich möchte jede Fliese einzeln küssen, vor allem seit ich sie geputzt habe. Ich mag das kleine Stück Land herum und ich möchte jedes Unkraut küssen, das meinen Salat verbirgt. Aber was immer schon mein Credo war, stellt sich als Wahrheit heraus: Besitz macht unfrei. Macht Angst. Wenn man nichts hat, hat man nichts zu verlieren. Ich möchte nicht, dass jemand Giftmüll hier versenkt, nicht in den Seen meiner Träume, nicht im wirklichen Meer. Ist das  die Zukunft, der ich mich widmen muss? Na Prost, da geh ich gleich schauen, ob der Mann der Nachbarin vielleicht gerade zufällig mit Teresas Bruder was Anständiges isst und trinkt.

Dienstag, 24. April 2012

Wer ich bin


Ich stehe auf dem Dach und hänge die Wäsche auf, bereits den dritten Wäscheständer, endlich Sonnenschein, endlich Sonntag. Die Jungs spielen hinter dem Haus mit dem neuen Fußball. Zwei kleine Nachbarkinder kommen wie düsengesteuert angerannt, ebenfalls einen Fußball unter dem Arm. Dahinter die Mutter des einen, gemeinsam mit dem Engel: "Giuseppe, ich sag's dir, schrei nicht und keine Schimpfwörter, das mag ihre Mutter nicht." Das bin ich, ihre Mutter, und ich mag keine Schimpfwörter. Woher weiß sie das? Sie sehen mich. Der Engel winkt mir. Die Mutter ruft:"Jetzt trocknet es endlich!" "Ja", sage ich. "Jetzt waschen wir eine Waschmaschine nach der anderen!" "Ich habe heute schon vier gewaschen!" ruft sie zurück und verschwindet im Off. Ich bin so blöd, mir zu überlegen, wann sie aufgestanden ist, um um halb drei Uhr nachmittags bereits vier Waschmaschinen gewaschen und deren Inhalt zum Trocknen aufgehängt zu haben, wenn man berechnet, dass es Sonntag ist und sie bei ihrer Mutter zum Mittagessen war und dass die Summe aller Winkel in einem Dreieck 180 Grad ist.
(Unterm Strich kommt raus, dass die anderen Frauen fleißiger sind als ich, Schimpfwörter erdulden und nicht nur heimlich selbst benutzen, so wie ich, ihre Kinder mit dem Auto in die Schule bringen und nicht wie ich eine halbe Stunde schlecht gelaunt auf den Schulbus warten).
Unter dem Dach findet nun folgender Dialog statt:
Der Rallyefahrer sagt zum Engel:
"Marilena lässt dich schön  grüßen!"
"Wer ist Marilena?"
"Eine aus meiner Klasse."
"Kenn ich nicht."
"Sie war auf der Hochzeit deiner Schwester."
Spätestens hier möchte ich hinunterrufen: "Das ist die, die sich Socken in den BH steckt!", aber ich habe gerade Unterhosen von Jugendlichen in der Hand und möchte möglichst teilnahmslos wirken. Außerdem bin ich im Off und ich finde, ich sollte das Gespräch nicht hören. Der Rallyefahrer gibt nicht auf, Marilena hätte etwas gesagt, das, wie ich fürchte, mit: "Was ist das für ein geiler Typ!" zu übersetzen ist.
Ich denke, dass Marilena das nur findet, weil sie noch nie mit dem Engel gesprochen hat und daher nicht weiß, dass er stottert UND einen S-Fehler hat, wenn er mehr als "Ciao, come stai?" zu sagen hat. Wobei - wenn ich denke, wen ICH in diesem Alter alles geil gefunden habe, da waren S-Fehler noch vornehm.
Der Engel läuft beflügelt nach Hause.
Ich gehe ins sogenannte Medienzimmer, wo ich meinen Ehemann mit zerrauftem Haar vor dem Fernseher finde und erzähle im Flüsterton, was ich eben erlebt habe. Nicht das von den Waschmaschinen und von Marilena, sondern das von den Schimpfwörtern. Er lacht. Woher weiß die das, frage ich ihn. Wir nehmen an, dass das Kind, als es den Satz  des Nachbarkindes "Mamma, geh mir nicht auf die Eier!" gehört hat, neidvoll gesagt hat, dass es solche Sätze nicht sagen darf, weil seine Mutter das nicht mag. So oder so ähnlich muss es dazu gekommen sein, dass ich mir diesen furchterregenden Ruf des absolut Unsportlichen eingehandelt habe. Und den kann ich auch nicht mehr loswerden.
Das gehört zu den Einsichten, die man als erwachsener Mensch haben muss: Wie einen die anderen sehen, kann man nur sehr schwer beeinflussen. Man kann sein Bestes tun, aber manchmal geht es dennoch in die Hose.
Und das andere ist das mit dem Geil-Finden. Ich frage den Rallyefahrer, wer eigentlich am unlässigsten in seiner Klasse ist und dann ist das komischerweise der Klassenbeste. Ich hätte ihn fragen sollen, ob er viele Schimpfwörter benutzt. Und ich versuche  jeden Nachmittag meinen beiden Heranwachsenden klar zu machen, dass Nichts zu wissen nicht gleichbedeutend mit Geil-Sein ist. Und dass Wissen auch super sein kann, oder zumindest nichts, wofür man sich schämen muss.
Die Tochter meines Freundes, dem, der sich so uralt fühlt, weil er jetzt fünfzig ist, wurde von ihrer Lehrerin gelobt. Zu Hause teilte sie dann mit, wie froh sie war, dass die Mitschüler das nicht gehört haben. Ich geniere mich auch dafür, dass jetzt die ganze Nachbarschaft weiß, dass ich nicht mag, wenn Schimpfwörter benutzt werden.

Sonntag, 22. April 2012

Hommage an mich jung und John Travolta

Meine grossen Kinder machen fuer die Schule ein Musical, sie muessen zu den Rhythmen von "Hairspray" das Tanzbein schwingen. "Mamma, heute haben wir in Musik getanzt!" verkuendet der 14-jaehrige mit ungewohntem Enthusiasmus."Echt? Und der Rallyefahrer ist nicht gestorben vor Peinlichkeit?" "Aber nein, der hat sich vergnuegt!" Hm, sind das die selben, die noch vor vier Wochen nicht einmal mit vorgehaltener Pistole eine rhythmische Bewegung in einem Umkreis von einem Km Distanz von der Schule gemacht haetten, als loese diese unweigerlich das Beduerfnis aus, die Schultern nach vorne zu werfen und den Kopf dazwischen einzuziehen. Ich habe mir die Musiklehrerin bereits angesehen, um zu verstehen, weshalb der Rallyefahrer mit dem Einsatz seines Lebens Floete spielt. Ihr Sex Appeal kann es nicht sein, denn sie ist etwa so alt wie ich und hat eine Warze auf der Nase, ergo ist es ihr paedagogisches Feingefuehl. Der Rallyfahrer analysiert: "Ich glaube, ich habe mein Schamgefuehl ueberwunden!" Also schauen wir uns auf you tube Ausschnitte vom Filmremake von Hairspray an, was aber glaube ich, mir am besten gefaellt. Vor allem den dicken John Travolta, der eine Frau spielt, finde ich bezaubernd. Er tanzt gottvoll. Von dort kommen wir auf Saturday Night Fever. Meine Kinder kennen John Travolta aus Pulp Fiction. Leider haben sie ein enorm fest geschnuertes Filmwissenspaeckchen, wenn es um Blut geht, und MM hat ihnen einiges gezeigt, das er wohl selbst gern wieder und wieder gesehen hat. Die Tatsache, dass die Kinder wissen, wie das Schwert aus Kill Bill heisst, das einen sehr komplizierten Namen hat, fuehrt er alsBeweis dafuer an, dass sich die Kinder merken, was sie interessiert, und nicht in ihrem Kopf behalten, was sie nicht interessiert. Eine Niederlage fuer die Grammatik also.
Ich kenne John Travolta, seit ich dreizehn bin, und ich gebe zu, dass ich damals in die "fuenf Uhr Tee" genannte Kinder (?)-Disco in einer spaeter stadtbekannten Disco ging, deren damaligen Namen ich vergessen habe, aber er war nicht Take five. In dieser Disco Samstag nachmittags um fuenf lernten meine Freundin und ich ein paar Jungs kennen, mit denen wir ins Kino gingen, um uns "Saturday night fever" anzuschauen. Mein Begleiter, an dessen Namen ich mich auch nicht mehr erinnern kann, trug ein rotes Hemd und eine Lederjacke, so wie zufaelligerweise John Travolta im Film und die anderen Jungs im Kino auch. Sie haben aber nicht mitgesungen, wie die bei der Rocky Horror Picture Show. Und jetzt sehe ich also wieder John Travolta, diesmal im weissen Anzug, wie er zu den Bee Gees tanzt: "More than a woman, more than a woman to me..." Meine zwei Break-Dancer schauen etwas entsetzt zwischen dem Computer und mir hin und her, denn mit mir geschieht, was dem Zucker im Kaffee passiert: ich schmelze, ich loese mich auf. John Travolta ist so hingebungsvoll, dass ich mich ihm hingeben moechte, er tanzt so goettlich, er ist so lieb, er ist so vielversprechend und am Ende kuesst er sie, eben so lieb, so hingebungsvoll, so zaertlich! Mensch, wie die Leute in den 70ern kuessen konnten! Meine Kinder sind peinlich beruehrt. Seit ich diesen Ausschnitt gesehen habe, denke ich an nichts anderes als an John  Travolta und wie er so dick werden konnte und an mich und wie ich so alt werden konnte, wie ich bin, ich seh mich ja im Spiegel. Er tanzt aber immer noch und trotzdem so gut und ich glaub auch noch immer und trotzdem, wie damals mit 13, dass alles moeglich ist.

Freitag, 20. April 2012

Un sogno

Ich war gerade dabei, mir die Zaehne zu putzen und war hoch zufrieden mit mir, dass ich es endlich, aufgrund irreversibler Muedigkeit schaffte, zu einer angemessenen Zeit ins Bett zu gehen. Da rief mich MM mit Dringlichkeit. Wenn jetzt das italienische Parlament etwas Unfassbares getan hat, was ich seiner Meinung nach wissen muss, dann schlage ich erst MM und dann werfe ich eine Bombe, dachte ich. Auf dem Bildschirm war ein Schauspieler zu sehen, der mir bekannt vorkam. "Da ist sie, sie spiegelt sich in der Scheibe, schau nur!" Zuerst sah ich gar nichts, aber dann war sie da tatsaechlich: Patrica Arquette alias Allison Dubois in der TV-Serie Medium, die ich geliebt habe, als ich noch eine Krimi-TV-Serien-Junkie war. Die Droge wirkt immer noch, ich laufe ins Badezimmer, stelle die Zahnbuerste ab, laufe zurueck, lasse mich aufs Sofa fallen und ergebe mich ganz den Geschicken der sinnlichen Frau Arquette, die es trotz mangelnder Zahnregulierung geschafft hat, ein Star zu werden. Ganz zu schweigen von ihrem wahnsinnig netten, gänzlich unerotischem Film-Ehemann, den ich jederzeit zum Essen einladen würde. Als Allison Dubois liegt Frau Arquette einen gewissen Teil jeder Folge in einem immer mit geschmacklosem Bettzeug überzogenen Bett und träumt in ihrem unpassenden Pyjama grauenhafte Dinge. In dieser Folge wird sie gar entführt. Die Folge endet und die nächste beginnt, ich werfe mein Projekt, den Schlafmangel der letzten Tage auszugleichen, über den Haufen und rolle mich auf dem Sofa zusammen. Ich komme in den schmerzlichen Genuss, die letzte, allerallerletzte Folge der gesamten Serie zu sehen, in der mein und ihr geliebter Joe Dubois bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt und sie schliesslich auch 48 Jahre später stirbt. Einige Moment nach ihrem Tod sieht man sie wieder jung und den Joe auch und sie küssen sich „bis ans Ende alle Zeiten.“ Das ist nicht so ergreifend, denn Joe ist ja nicht so ein guter Küsser, aber in den Abspann wurden kleine Szenen geschnitten, in denen man die Mitwirkenden der Serie in ihrer Rolle sieht und wie sie dann als Schauspieler das Filmstudio verlassen. Ich persönlich hätte da auch noch das immer von oben gefilmte Bett hineingeschnitten, aber es war auch so wahnsinnig rührend und ich musste weinen. Mit verschwollenen Augen ging ich rasch ins Bett und konnte mich am nächsten Morgen weder erinnern, den Wecker abgestellt, noch das Licht aufgedreht zu haben, aber ich erinnerte mich sehr deutlich an meinen Traum: Ich bin nach langem Gehen durch Räume und Gassen in einem Zimmer mit einem Mann. Da ist eine Pizza in einem Karton und wir schreiben und essen. Wir schreiben gemeinsam – einen Roman. Das macht mich so glücklich, dass ich zu ihm sage: "Weißt du, wir können so lange zusammen bleiben, wie es für uns passt." Da beginnt er zu weinen und wälzt sich auf einem Sofa. So habe ich das nicht gemeint! Ich wollte nur sagen, dass wir ja sicher nicht für immer zusammen bleiben könnten, weil wir uns eines Tages nicht mehr mögen würden. Aber das wollte er offensichtlich nicht hören. Warum habe ich es auch gesagt, ich hätte mich ohrfeigen können. Warum muss man denn das Offensichtliche aussprechen, nur um Schmerz anzurichten? Nun krümmt sich der Mann mit geschlossenen Augen auf dem Sofa zusammen und öffnet den Mund. Die Zähne hat er aufeinander gepresst. Dass in meinen Träumen die Männer immer schlechte Zähne haben müssen. Ich streichle über sein Gesicht. Ich würde gerne weiter schreiben. Da rüttelt mich MM. Ich bin verwirrt. Wer war der Mann? Ich bin aber kein Medium und sollte dem Traum keine grössere Bedeutung zumessen. Offenbar hat die Tatsache, dass Allison und Joe Dubois in der Fantasie der Drehbuchautoren im Jenseits für immer vereint sind, mein Unterbewusstsein dazu angeregt, sich gegen die Endlosigkeit abzugrenzen. Aber ich hätte so gerne gewusst, was wir da geschrieben haben.

Mittwoch, 18. April 2012

My life is brillant

Ich glaube nicht, dass Marilenas Mutter meinen blog liest, aber wenn, dann wird sie es jetzt erfahren: Marilena sollte heute zum Thema Vergil geprüft werden. Das wurde ihr gestern angekündigt und heute geschah das, was manche Schulkollegen bereits gestern vorausgesehen hatten: Marilena war abwesend. "Ich versteh das nicht, wie sie das mir ihrer Mutter macht.", sagt mein 14-jähriger Sohn mit Ingrimm in der Stimme. "Eine wie du hätte das nie erlaubt."
Eine wie ich.
Ich überlege. Mir fällt die Geschichte von Emilina ein, die das Fieberthermometer raufgeschüttelt hatte und die Aspirintabletten sammelte. Es dauerte ein paar Tage, bis die Mutter den Schwindel der selbstständigen Tochter bemerkte.
Vielleicht hat Marilena ihre Mutter aber auch zur Komplizin gemacht. Wegen so wenig wie Vergil? Am Freitag haben meine Kinder Englischtest. "Vielleicht solltet ihr es wie Marilena machen?" "Schön wär's." sagt der 14-jährige illusionslos. Für die Flucht vor fünf Jahren nicht gelerntem Englisch würde sich das schon lohnen. Ich sage nichts. Später fällt mir etwas ein: "Wer von euch hat uns letztens von psychosomatischen Krankheiten erzählt? Vielleicht hat sie wirklich Bauchweh aus lauter Angst?" Ich ernte zwei Blicke, die sagen: "So naiv kannst auch nur du sein."
Als der Hausübungstag seinem Ende zugeht, versuche ich es noch einmal (nur um diesem Stigma von "Eine wie du" zu entgehen): "Vielleicht ist Marilena wirklich krank?" Keiner beachtet mich.

Eine wie ich hat die Woche unter strömendem Regen begonnen und aus Menschenliebe beschlossen, ihre Kinder mit dem Auto dorthin zu bringen, wo sie der Schulbus abholt. Die Kinder sitzen bereits im Auto, als ich mich auch schon ziemlich nass ins Auto stürze. Der 14-Jährige sagt: "Ich habe vergessen, dir zu sagen, dass der Schulbus im Streik ist." "Du scherzt!" sage ich und will den Motor anlassen, normalerweise kommt jetzt: "Reingefallen!", doch der Ausdruck in seinen Augen hat mich vorgewarnt. Da war Angst zu sehen. "Und das fällt dir jetzt ein?" "Ich sag ja, ich hab's vergessen!" "Du musst uns nur in die Schule bringen." lenkt der Rallyefahrer ein. Ich schaue auf die Uhr, es ist zu früh, der Blick wandert von der Uhr auf meine Hose. So kann ich vor keiner Schule auftreten. Ich habe weder die Zähne geputzt, noch das Haar frisiert. Fuck. Ich lasse die Kinder im Auto sitzen und renne durch den Regen zurück ins Haus. Die sollen dort sitzen bleiben, ihr Beruf ist sowieso Zeit vernichten, den Großteil davon erledigen sie in der Schule. Dabei hab ich mir noch überlegt, ob ich sie in die Schule bringen soll und dann auf die Gemeinde gehen soll, um das Formular für nächstes Jahr Schulbus und Mensa abzugeben, meine beiden Lieblingsthemen schlechthin. Ich ziehe mich um, ich putze die Zähne, ich kämme mich. Als ich ins Auto zurückkomme, sind die Scheiben für die nächste halbe Stunde mit Kinderatem beschlagen. Ich bücke mich, ganz unten ist ein kleiner transparenter Streifen. So fahren wir in die Schule. Ich fühle mich genial, als ich einen anderen Weg nehme, denn der kurze Weg führt durch einen Fluss, der normalerweise  trocken ist, heute sicher nicht. Ein Flussbett mit torrenzialem Charakter, wie MM gern doziert, und auch ich versuche meinen Kindern den Enthusiasmus dafür zu vermitteln, dass dieses Phänomen der Natur sich genau unter ihrer Nase befindet: Immens breite Flussbetten, in denen den Großteil des Jahres gelangweilt die Kieselsteine rumlungern und ein paar Tage im Jahr geht's dann rund und dann ist das ganze ein "Torrente", fälschlich unter Wildbach im Wörterbuch zu finden.
Heute ist einer dieser Tage.
Die Unterführung, die in das Schulviertel des Kindes führt, steht unter Wasser. Vor der Unterführung steht seine Italienischlehrerin in einem schicken Citroen C3 Auto, ich frage mich nur in einem abgelegenen Teil meines Gehirns, ob es einmal einen Lehrerinnenrabatt für dieses Auto gegeben hat, ich habe den Eindruck, alle Lehrerinnen meiner Kinder führen so ein Auto, nur die Italienischprof hat einen Fiat Uno, aber sie ist eine Intellektuelle. Die Lehrerin schaut erschrocken auf die Wassermassen, damit möchte ich jetzt nichts zu tun haben. "Wie nehmen die andere Straße!", rufe ich den Kinder siegessicher entgegen. Die andere Straße ist auch voller Wasser, aber hier sieht es weniger nach tiefem See aus. Ich stürze mich hinein, das Wasser spritzt bis über das Autodach. Ich bekomme Angst, ich will das Kind nicht auf dieser Schulinsel lassen, die beiden überschwemmten Straßen sind die beiden einzigen Zufahrten. Ich nähere mich der Schule, ich sehe immer noch nicht so viel aus dem Auto, aber für die beiden Autos, denen ich auf der einspurigen Straße ausweichen muss, reicht es. Ich parke. Der Regen ist leichter geworden. Das Kind springt aus dem Auto, ich zerre es unter den Regenschirm. Wasser strömt die Straße hinunter. Während ich immer noch überlege, ob es gut ist, das Kind hier zu lassen und ich mir denke, schlimmstenfalls hole ich es am Nachmittag mit Gummistiefeln ab und wie schön es wäre, wenn der Schulbus durch diese Pfützen brausen würde, sagt das Kind: "Ich habe nasse Füße!" Etwas sechs Sekunden sind vergangen, seit wir das Auto verlassen haben. "Musstest du denn durch die Pfützen gehen?" "Mamma!" protestiert das Kind und es hat recht. Ok, du kommst mit mir nach Hause. Wir fahren zurück. Nichts wie raus aus diesem untergehenden Viertel. Ich weiß nun, wie tief der See ist, den ich durchqueren muss und verzweifelt presche ich durch. Andere Autos von der anderen Seite machen das Gleiche. "Du hast ihnen Mut gemacht!" feuert mich der Rallyefahrer enthusiastisch an. Auf der gegenüberliegenden Seeseite steht die Lehrerin mit ihrem C3 und schaut unschlüssig. Ich lasse die Scheibe hinunter und zeige die vermutliche Tiefe des Sees. Die Lehrerin sagt, sie wisse nicht, was sie tun soll. Hinter ihr hat sich eine Schlange an Autos gebildet. Die wissen offensichtlich, was sie tun sollen, denn eine Frau rollt die Augen darüber, was wir da so lange zu quatschen haben. Ich sage: "Diese Dumme!" Morgens um acht bin ich meistens noch nicht vulgär. Ich fahre Richtung Trockenheit, die Lehrerin durch den See. Die beiden Großen werden problemlos in der Schule abgeliefert, es hat zu regnen aufgehört. Danach bleibe ich stehen, um zu telefonieren und um zu sehen ob ich noch einen Mann habe oder bereits Witwe bin. MM ist gut an seinem Arbeitsplatz angekommen, denn geregnet hat es nur über unserer Gemeinde. Allerdings musste er mit dem Auto fahren, denn der Bus streikte. Im nächsten Ort hat er einen mitgenommen, der in der Mensa arbeitet, im übernächsten seinen Freund, den Ingenieur. So ist das, wenn gestreikt wird. Danke, Signor Monti. Jetzt scheint die Sonne. Früher einmal hieß es: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Hier heißt es: Wäre ich in der Absicht, meine Kinder zu spät in die Schule zu bringen, gestartet, hätte ich dieses Unwetter vielleicht zu Hause am Frühstückstisch erlebt.
Ich fahre mit dem Kind nach Hause. Ich lese dem Kind das erste Kapitel eine Geschichte vor, in der ein junger Spartaner, der sich auf die olympischen Spiele vorbereitet, von einem Kollegen arg gelinkt wird. Ich sage: "Ich muss jetzt etwas arbeiten. Ich lese dir später weiter vor." Ich finde die Geschichte echt gut geschrieben, ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, wie es weitergeht." Als ich meine Arbeit wieder unterbrechen kann, hat das Kind schon drei Kapitel weitergelesen. Dass das Kind ausgerechnet heute zu einem eigenständigen Leser wird, war nicht vorauszusehen. Ich bin enttäuscht.
Da der Schulbus streikt, muss ich die Kinder auch wieder von der Schule abholen. Mittlerweile heizt die Sonne so arg vom Himmel, dass wir die Fenster aufreißen. Zu Ehren des Kindes, das sonst immer in der Mensa isst, koche ich Penne mit Sugo und geräuchertem Käse. Ich bereite die großen Kinder auf die bevorstehende Mathematikschularbeit vor. Ich telefoniere mit MM, der weiß, dass der Streik deshalb ausgerufen wurde, weil insgesamt 150 Busfahrer in der Region Kalabrien eingespart werden sollen. Ich denke, da bleiben nicht viele übrig. Ich bin ein wenig verzagt und beschließe, nicht mehr in der Gemeindeverwaltung anzurufen und mich zu beschweren, wenn die Kinder wegen eines Umwegs später nach Hause kommen. Vielleicht gibt es schon bald gar keinen Schulbus mehr und ich kann noch mehr Arbeitstage in die Tonne treten. Ich fahre das Kind in die Tanzstunde. Dadurch, dass das Kind sich die Füße nassgemacht hat und ich es mit nach Hause genommen habe, musste ich nur drei statt vier Mal den Hügel hinunter fahren.
Am nächsten Morgen ist unser Schulbusfahrer wieder in Amt und Würden, während MM jetzt mit dem Zug in die Arbeit fährt. So kommt er zu einem ausgedehnten Morgenspaziergang, zum Glück regnet es zur Zeit nicht mehr so.
Falls also Marilenas Mutter meinen blog lesen sollte und es stimmt, dass sie ihre Tochter wegen dem Vergil zu Hause bleiben ließ, soll sie wissen, dass ich sie voll und ganz verstehe. Nur meine Kinder glauben, dass ich eine wie ich bin, und damit tun sie mir einen echten Gefallen.
Und wie wir von unserem Freund in der Gewerkschaft wissen, haben die Busfahrer gewonnen. Morgen fahren sie wieder. Oh yeah!

Montag, 16. April 2012

Über die Gstätten



Als ich so alt war, wie meine Kinder heute, gab es in der großen Stadt am Fluss noch unverbautes, unbenutztes Gebiet. Eigentlich ist die Stadt nicht am Fluss, aber wir waren es. Es gab ein Überschwemmungsgebiet, das die Stadt, oder die Peripherie, die dort begann, vor dem Überschuss an Wasser bewahren sollte, und ich habe dort gespielt, mit Wasser und ohne und zwar allein. Offensichtlich hatten meine Eltern genug Vertrauen in mich, dass ich nicht ins Wasser stürzen würde. Menschen gab es dort wenige und die wenigen wurden nicht grundsätzlich als potentielle Gefahr gesehen. Ich stapfte durch ungeschnittenes Gras, stieg über Eisenbahnschienen, saß auf Stufen, die je nach dem Wasserstand des Flusses unter Wasser standen oder nicht, schaute auf die Schiffe, das vorbeifließende Wasser, sang und hielt Stöcke unter Wasser. Der breite und endlos lang scheinende Streifen Landschaft diente dem Zweck, Wasser über sich ergehen zu lassen und zu nichts anderem, er war nicht gepflegt, er war nicht schön. Es gab auch alte, nicht mehr in Betrieb befindliche Fabriken dort, deren verbliebene Fensterscheiben man bei Bedarf einschlagen konnte. Bei normalem Wasserstand war die Gegend unbenutzt. Unbenutzt, ein Luxus, den es heute nicht mehr gibt. Die Stadt, die sich effizient für die Freizeitgestaltung ihrer Bewohner einsetzt, hat das Problem mit den Überschwemmungen anders gelöst, und aus dem Überschwemmungsgebiet ein Freizeitparadies gemacht, in dem man Radfahren, Rollerskaten, Joggen und vieles mehr tun kann und wenn man genug davon getan hat, geht man in eines der dort ebenfalls vorhandenen Restaurants. Und wohin geht man, wenn man Liebeskummer hat und sich selber schwören muss, dass man bald auf eines dieser Frachtschiffe steigen wird, um ans Schwarze Meer zu fahren, in dem man sich dann endgültig ertränken wird? Wenn man nachdenken muss, wie man die unpassende, ungestüme Liebe zu einem ungeeigneten Objekt in opportune Bahnen lenkt? Oder wenn man einfach süße Mordpläne für den Geografielehrer schmieden möchte? Die mit enormem Gestaltungswillen angelegten geschwungenen Wege lenken jeden Gedanken hin zum Zentrum, zum Rathaus der Vernunft, zum Fernsehprogramm und nicht weg von dort in Richtung Wellen, in Richtung Bodensatz, in Richtung Gefahr, Schlamm und Auferstehung.

Es gibt kein unverbautes Gebiet, zumindest keines, das einfach vergessen wurde. Natürlich gibt es unverbautes Gebiet, dort sind dann Wanderwege. Selbst erforschen kann man nur noch wenig. Dazu, das eigene Selbst zu erforschen, lädt keine nicht sich selbst rühmende Landschaft ein.

Als Kind war ich auch auf dem Land und dort war mir sehr fad. Zumindest, wenn ich den ganzen Tag mit meinen Eltern in einem Weingarten war. Wenn ich abends die Milch vom Bauern holen konnte, war mir nicht fad, denn außer den Kühen gab es den Sohn des Bauern, den ich später zu heiraten gedachte. An ihn denke ich heute nicht mehr, genausowenig wie an all den Kummer, den ich in die ungepflegten Landschaften ausgespien habe. Und an die Fadesse der Kindheitssommer nur dann, wenn mich das Kind quält: "Mamma, wann gehen wir endlich?" So war ich auch und noch viel ärger. Aber ich erinnere mich manchmal ungefragt an die alten Brunnen, an die Wege, die ich in meinem kindlichen Detektivsein absuchen musste, um Spuren der Verbrecher zu finden. Manchmal musste ich selbst Zweige anknicken, um sie später als Indiz auf meinen Verfolgungsjagden aufzunehmen. Ich trug eine kleine Taschenlampe bei mir und eine winzige Geldbörse in Form eines Marienkäfers, in der war alles drin, was ich brauchte, in Wirklichkeit also nichts, denn den Inhalt erfand ich, die Form war vorhanden.

Manchmal beneide ich heute meine Freundinnen, die für ihre Kinder immer ein Programm entwickeln können oder einfach nur auf einen der von Spielpädagogen entworfenen und in ausreichender Menge vorhandenen Spielplätze gehen. In Italien, vor allem im Süden, gibt es keine Kinderspielplätze, sieht man von ein paar kaputten Schaukeln und rostigen Ringelspielen ab. Aber es gibt noch ein paar Gstätten.
Und abgesehen davon, dass es auch für meine Kinder nicht schlecht ist, wenn sie ihre imaginären Feinde nicht nur im Computer bekämpfen, sondern auch mit Schilfrohren da draußen, selbst wenn mir das manchmal komisch vorkommt, tut es mir gut. Mein Blick wird nicht auf die bereits von jemand anders vorgenommene Gestaltung gelenkt, meine durchs Gestrüpp streifende Seele findet hier ausreichend Nahrung.

Mittwoch, 4. April 2012

Die nicht ganz so fröhliche katholische Kirche

Abgesehen davon, dass ich mit meinen Kindern lerne und mittlerweile ein As in Mathematik bin und mich wundere, warum ich das alles vor dreißig Jahren nicht so schlüssig gefunden habe, verstehe ich meine Kinder ab und zu auch so. Zum Beispiel wenn sie im Bett liegen und mit überdimensionierten Kopfhörern den Earth song von Michael Jackson anhören, wenn sie Scoobidoos knüpfen oder bitte Fieber gemessen haben wollen, weil sie Kopfweh haben. Andere Male verstehe ich sie nicht, zum Beispiel wenn sie Seite statt Winkel schreiben, dann kann ich auch laut werden und sagen: "Du stiehlst hier meine Zeit, pass besser auf." Und wenn ich dann höre: "Ich hab halt einen Fehler gemacht, aber du regst dich gleich auf", dann kann meine Stimme durchaus noch lauter werden und noch grundsätzlicher. Und wenn jemand seine zu machenden Hausübungsblätter in der Schule vergisst, dann regt mich das wirklich auf, weil man weiß dann nämlich nicht, ob das Kind/der Jugendliche nachlässig und vergesslich ist oder glaubt, wer keine Fotokopien hat, braucht auch keine Hausübungen machen. Während ich Anhängerin der ersten Theorie bin, glaubt MM, die Kinder hätten zu viel Hirn und man müsse diese Blätter von Schulkollegen ausborgen und kopieren. Das ist der Alltag.

Manchmal kommen zu der Unterhaltung, die der Besuch einer öffentlicher Schule  plus das Leben an sich bietet, auch noch kleine Zusätze. Der Rallyefahrer beschließt, dass er nächstes Jahr in Religion gehen will. Da meine Kinder die einzigen sind, die vom Religionsunterricht abgemeldet sind, bzw. nicht angemeldet, hat es die Schule nicht geschafft, oder nicht für nötig befunden, den von uns beantragten Lehrer zu finden, der unsere Kinder während der (zumindest nur einen) Religionsstunde pro Woche betreut. Also sitzen meine Kinder im Religionsunterricht und hören sich die offenbar unterhaltsame Lehrerin an, die erzählt, wie sie mit ihrem Sohn zu Wrestling-Veranstaltungen geht. 100 Punkte. Aber deshalb muss man noch nicht einen zusätzlichen Gegenstand wählen, um eine weitere schlechte Note einzufangen. So ähnlich sage ich es zum Rallyefahrer. Er sagt, dass man dort nichts lernen muss. Ich sage, zu spät, ich habe dich bereits nicht angemeldet. Er ist enttäuscht. "Möchtest du die Erstkommunion machen?" frage ich entsetzt, aber gefasst. "Aber nein", winkt er ab. "Warum willst du dann in Religion gehen?" "Sie hat mich gefragt." Sie ist nicht die Verlobte, sondern die Religionslehrerin. Sie soll mir bitte nicht unter die Augen kommen. Diesmal schnappt MM die Stimme über. In seinen fuchsteufelswilden Vorstellungen geht er in die Schule und hält eine Schmährede, zu deren Abschluss er sagt: "Meine Schwester ist Religionslehrerin, ich kenne euch!". Ich beschließe, das Ganze so lange zu übergehen, bis Handlungszwang besteht und ich verhehle nicht, dass ich auf diese Entscheidung stolz bin.

Nun kommt auch noch das Kind daher und sagt: "Ich wollte fragen, ob ich bitte, wenn es nichts ausmacht, in den Katechismus gehen kann." Ich warte ein paar Sekunden. Ich atme. Alles ist gut. "Möchtest du die Erstkommunion machen?" "Aber nein", winkt auch das Kind ab. "Ich will keine Hostie essen. Es ist nur: die Lehrerin hat gefragt, wer in den Katechismus geht und dann haben alle aufgezeigt, nur ich nicht, und dann haben die anderen Kinder gesagt, ich bin kein Christ." Das klingt fürwahr arg im Italienischen, denn das Wort "Cristiano" ist ein Synonym für Mensch. Selbst der Obermaurer hat bei schwierigen Aufgaben gesagt, dass auch sechs Christen diese Mauer nicht auf- oder abbauen oder je nach dem könnten. "Povero cristiano" muss mit "der arme Mensch" übersetzt werden. Also mein armes Kind.

Eigentlich tun wir immer so, als würden wir alle Freiheiten lassen, unsere Kinder sollen sich einfach später entscheiden. Aber in Wirklichkeit ist das nicht so. Und das ist gut so. Ich sage meinen Kindern auch nicht: "Hört zu Jungs, heute versuche ich euch zu vermitteln, dass ihr in einer Zivilgesellschaft lebt, für deren Zustand ihr auch selbst verantwortlich seid, morgen könnt ihr von mir aus auch Faschisten sein, wenn ihr das für richtig haltet." Also sage ich zum Kind: "Du weißt, dass wir nicht super finden, was der Pfarrer im Katechismus erzählt und vieles von dem, was die Kirche den Menschen zu vermitteln versucht." Das Kind sagt: "Aber meine Schulkameraden sagen, im Katechismus spielt man nur." Neue Strategie: "Wenn du gerne in den Katechismus gehen möchtest, werde ich dir das nicht verbieten, aber du wirst einsehen, dass wir dann irgendwas anderes streichen müssen. Wir kommen schon jetzt nicht mit unserer Zeit zurande. Ich kann dich nicht am Samstag Vormittag zum Tanzen bringen und am Samstag nachmittag in den Katechismus." Alle anderen Mütter können das, aber ich will das nicht und zwar ganz bestimmt nicht. Das Kind ist entschieden: "Nein, das Tanzen nicht, das Tanzen streichen wir nicht." Danke, lieber Gott.

Montag, 2. April 2012

Das Empfinden des Alters, gemessen an den Zahnbehandlungen der Kinder

Ein Freund ruft an, er hat drei Töchter. Er möchte sich beklagen, das ist klar und es geht ihm einiges auf die Eier, das kann man in diesem Fall ruhig so sagen. Er sagt, dass er jetzt fünfzig ist, und dass manches einfach eine Belastung ist, Arztbesuche zum Beispiel, oder die Zahnbehandlungen der Kinder. Obwohl ich im Lauf des Gesprächs manchmal einen Satz einwerfe, in dem ich behaupte, niemand würde ihn besser verstehen als ich, muss ich doch zugeben, dass das mit den Zahnbehandlungen nicht unwidersprochen bleiben darf. Und das, obwohl ich denke, das Gebiss meines Kindes ist an Problemen nicht zu toppen. Da hat mein Freund einfach den falschen Zahnarzt und ziemlich sicher am falschen Ort.

Das Kind und ich beben vor Freude, wenn wir einmal im Monat zu Dottoressa Francesca fahren dürfen. Sie ist von einem sachlichen Optimismus erfüllt und behauptet, dass wenn diese Zähne erst einmal alle rausgekommen seien, sie sie gerade richten würde. Ich habe mit ihr ein finanzielles Abkommen, das an die Abzahlung unseres Hauses heranreicht. Obwohl ich die Entscheidung, genau diese Klinik zu besuchen, im Zweifel, es vielleicht billiger zu bekommen, getroffen habe, habe ich sie bis jetzt noch nicht bereut und die Vorstellung, dass ich auch einmal fünfzig werde und ich dann immer noch mit dem Kind zum Zahnarzt fahren werde, obwohl das Kind dann schon jugendlich sein wird, bestärkt mich. Aus verschiedenen Gründen:

das Kind freut sich immer, in die Klinik zu fahren. 

die Klinik ist am schönsten Ort des Mittelmeers.

Dottoressa Francesca ordiniert mit Blick auf eine Insel.

es ist immer schönes Wetter, wenn wir dorthin fahren, komisch, nicht?

Während der Fahrt muss ich immer an einen Schulfreund von mir denken, immer.
Das liegt daran, dass der Mann auf seinem facebook account sehr oft originelle Fotos veröffentlicht und ich ihm auch eines schicken möchte. Ich fahre nämlich immer an einer Tankstelle mit dem Namen TOTAL ERG vorbei, und ich möchte das Schild fotografieren und es ihm schicken, versehen mit der Frage, ob es nicht eigentlich TOTAL ARG heißen müsste. Ich hoffe, das ist originell genug.

Dann denke ich an Musik und versuche im Radio den entscheidenden Hinweis für den Gedanken des Tages zu bekommen. Da schläft das Kind meistens schon. Davor singt es. Da das Kind nun selbsterfundene Texte auf italienisch singt, kann ich nicht mehr so leicht wegdriften und bewaffne mich daher mit CDs zum Gegenangriff. Viele Wochen lang haben wir die Bee Gees gehört. Als ich jung war, ist mir nie aufgefallen, was für ein Kompliment es ist, zu sagen: uh, you're a holiday....Letztens haben wir uns allerdings durch die elektronischen Rhythmen einer CD von einer Gruppe namens Air gekämpft und wurden kurz vor Ankunft in der Klinik mit dem Lied "You make it easy...to let the past be done..." belohnt. Und während ich über the past und done nachdenke und in welchem Zusammenhang das mit den Schulfreunden steht, versäume ich fast die Abfahrt von der Superstrada und schleife mich schnell noch ein. Alt fühle ich mich dabei nicht. 

Übrigens habe ich das letzte Mal einen Mann auf dem Parkplatz gesehen, der mir irgendwie komisch vorkam. Ich habe dann verstanden, warum: Er hatte ein Buch in der Hand und zwar ein ziemlich dickes. Was war denn mit dem los? Hier liest doch keiner.

Dottoressa Francesca ist eine der schönsten über vierzigjährigen Frauen, die ich live gesehen habe und das liegt glaub ich auch daran, dass sie sich vor allem für die Zähne ihrer kleinen Patienten interessiert und weniger für ihre Frisur, die allerdings auch makellos ist. Vor allem ihre Augenbrauen sind spektakulär. Das würde meinem Freund vielleicht dabei helfen, das Gewicht seines Alters zu vergessen.

Vor dem Besuch gehen wir zum Bankomat und nach dem Besuch haben wir kein Geld mehr. Obwohl die Mathematiklehrerin des Kindes behauptet, sein logisches Denken ließe zu wünschen übrig, sagt das Kind: "Entschuldige Mamma, kann ich mal was fragen? Schon allein für eine Kontrolle musst du so viel bezahlen?" Das, Maestra Rosetta, hätten sie sich wohl nicht erwartet, was? Ich sage: "Kind, das ist jetzt aber ein guter Gedanke. Nein, für eine Kontrolle bezahle ich nicht so viel, aber wenn du dann deine nächste Zahnspange bekommst, habe ich schon einiges im Voraus bezahlt." Das versteht das Kind und sicher weiß es das nächste Mal auch besser, wieviel eine Schneiderin an sieben Hochzeitskleidern verdient, wenn sie ein Hochzeitskleid für 1700 Euro verkauft und für den Stoff und die anderen Zutaten 14 Euro 30 ausgibt. Bei der Angabe dieses Problems hat Maestra Rosetta wahrscheinlich gerade eine Wut auf die Schneiderin gehabt.

Mir geht auch einiges auf die Eier, aber die Zahnbehandlung des Kindes gehört zu den erfreulichen Dingen in meinem Leben. Nicht zuletzt, weil uns auf der Reise die Vergangenheit und die damit immer verbundene, sich wohlig anfühlende Möglichkeit auf Zukunft begleitet. Der Bastei-Lübbe Verlag hat einen Wettbewerb ausgeschrieben, in dessen Texten sich Menschen treffen sollen, die sich seit zehn Jahren nicht gesehen haben. Man soll schreiben, was dann passiert, sechs Seiten. Ich könnte das nicht. Ich habe so viele Menschen zehn Jahre lang nicht gesehen und es ist, als hätte ich sie gestern das letzte Mal gesehen. Interessant wird es erst beim ca. Dreißig-Jahre-nicht-gesehen-haben. Denn wie bei Rilke nächtigt auch in meinem wilden Herzen obdachlos die Unvergänglichkeit.

Das Wünschen hat geholfen

Kaum schreibe ich meine Wünsche auf, gehen sie auch schon in Erfüllung, zumindest zum Teil. Der mit der Gerechtigkeit, die siegen möge. In einer der letzten Nächte war eine ziemlich große Aktion der Carabinieri an der Küste des tyrrhenischen Meers, 63 Personen wurden wegen der Beteiligung an einer kriminellen Organisation verhaftet und Güter im Wert von 15 Millionen Euro beschlagnahmt. Gegen 250 Personen wurde ermittelt. Und der Staatsanwalt hat mich auch schon angerufen, aber aus uninteressanten Gründen. Und Mirko ist da. So fest habe ich mir das gar nicht gewünscht. Als ich mit dem Hund zum Schulbus gehe, sehe ich den roten Fiorino Richtung Berge fahren, auf der Ladefläche ein paar Bretter. Ich höre Hupen. Meine Kinder, die vor mir an der Stelle angelangt sind, wo wir den Schulbaus erwarten, sagen, dass Mirko zurückgekehrt ist und dass er einen dicken Bart trägt. Er sei da mit seinen Brüdern vorbeigefahren. Ich sage, dass Mirko nur einen Bruder hat, aber meine Kinder bestehen darauf, dass die Maurer drei Brüder sind. Das ist ein Kompliment für den Obermaurer, aber ich weiß weder, ob er es schätzt, noch, ob er es versteht. Dann habe ich auch noch einen Nachsatz zu meiner wishlist und dabei denke ich an Pearl Jam: I wish I was as beautiful, as beautiful as you