Freitag, 20. April 2012

Un sogno

Ich war gerade dabei, mir die Zaehne zu putzen und war hoch zufrieden mit mir, dass ich es endlich, aufgrund irreversibler Muedigkeit schaffte, zu einer angemessenen Zeit ins Bett zu gehen. Da rief mich MM mit Dringlichkeit. Wenn jetzt das italienische Parlament etwas Unfassbares getan hat, was ich seiner Meinung nach wissen muss, dann schlage ich erst MM und dann werfe ich eine Bombe, dachte ich. Auf dem Bildschirm war ein Schauspieler zu sehen, der mir bekannt vorkam. "Da ist sie, sie spiegelt sich in der Scheibe, schau nur!" Zuerst sah ich gar nichts, aber dann war sie da tatsaechlich: Patrica Arquette alias Allison Dubois in der TV-Serie Medium, die ich geliebt habe, als ich noch eine Krimi-TV-Serien-Junkie war. Die Droge wirkt immer noch, ich laufe ins Badezimmer, stelle die Zahnbuerste ab, laufe zurueck, lasse mich aufs Sofa fallen und ergebe mich ganz den Geschicken der sinnlichen Frau Arquette, die es trotz mangelnder Zahnregulierung geschafft hat, ein Star zu werden. Ganz zu schweigen von ihrem wahnsinnig netten, gänzlich unerotischem Film-Ehemann, den ich jederzeit zum Essen einladen würde. Als Allison Dubois liegt Frau Arquette einen gewissen Teil jeder Folge in einem immer mit geschmacklosem Bettzeug überzogenen Bett und träumt in ihrem unpassenden Pyjama grauenhafte Dinge. In dieser Folge wird sie gar entführt. Die Folge endet und die nächste beginnt, ich werfe mein Projekt, den Schlafmangel der letzten Tage auszugleichen, über den Haufen und rolle mich auf dem Sofa zusammen. Ich komme in den schmerzlichen Genuss, die letzte, allerallerletzte Folge der gesamten Serie zu sehen, in der mein und ihr geliebter Joe Dubois bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt und sie schliesslich auch 48 Jahre später stirbt. Einige Moment nach ihrem Tod sieht man sie wieder jung und den Joe auch und sie küssen sich „bis ans Ende alle Zeiten.“ Das ist nicht so ergreifend, denn Joe ist ja nicht so ein guter Küsser, aber in den Abspann wurden kleine Szenen geschnitten, in denen man die Mitwirkenden der Serie in ihrer Rolle sieht und wie sie dann als Schauspieler das Filmstudio verlassen. Ich persönlich hätte da auch noch das immer von oben gefilmte Bett hineingeschnitten, aber es war auch so wahnsinnig rührend und ich musste weinen. Mit verschwollenen Augen ging ich rasch ins Bett und konnte mich am nächsten Morgen weder erinnern, den Wecker abgestellt, noch das Licht aufgedreht zu haben, aber ich erinnerte mich sehr deutlich an meinen Traum: Ich bin nach langem Gehen durch Räume und Gassen in einem Zimmer mit einem Mann. Da ist eine Pizza in einem Karton und wir schreiben und essen. Wir schreiben gemeinsam – einen Roman. Das macht mich so glücklich, dass ich zu ihm sage: "Weißt du, wir können so lange zusammen bleiben, wie es für uns passt." Da beginnt er zu weinen und wälzt sich auf einem Sofa. So habe ich das nicht gemeint! Ich wollte nur sagen, dass wir ja sicher nicht für immer zusammen bleiben könnten, weil wir uns eines Tages nicht mehr mögen würden. Aber das wollte er offensichtlich nicht hören. Warum habe ich es auch gesagt, ich hätte mich ohrfeigen können. Warum muss man denn das Offensichtliche aussprechen, nur um Schmerz anzurichten? Nun krümmt sich der Mann mit geschlossenen Augen auf dem Sofa zusammen und öffnet den Mund. Die Zähne hat er aufeinander gepresst. Dass in meinen Träumen die Männer immer schlechte Zähne haben müssen. Ich streichle über sein Gesicht. Ich würde gerne weiter schreiben. Da rüttelt mich MM. Ich bin verwirrt. Wer war der Mann? Ich bin aber kein Medium und sollte dem Traum keine grössere Bedeutung zumessen. Offenbar hat die Tatsache, dass Allison und Joe Dubois in der Fantasie der Drehbuchautoren im Jenseits für immer vereint sind, mein Unterbewusstsein dazu angeregt, sich gegen die Endlosigkeit abzugrenzen. Aber ich hätte so gerne gewusst, was wir da geschrieben haben.

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