Dienstag, 1. September 2009

Italia chiusa

Wenn mein Mann nicht eine Arbeit in Italien hätte und ich nicht ein Haus gekauft hätte, wäre in diesen Wochen der richtige Moment gewesen, Italien zu verlassen und nie mehr wiederzukehren. Aufgrund extremer Hitze kollektiver Hirnaustritt. Beim Fliegen kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Koffer an, das Telefon und Internet, das wir auf unsere neue Behausung ummelden wollen funktioniert einen Monat nicht (weil wir es ja umgemeldet haben - aber dort wo es neu installiert werden soll, erscheint bei drei Verabredungen kein Techniker und die Telecom hat haarsträubende Rechtfertigungen dafür), die Stromspannung ist niedrig weil so viele Sommergäste elektrische Geräte benutzen, dafür ist die Verschmutzung des Meers hoch, weil so viele Sommergäste scheißen und die Senkgruben ins Meer gelassen werden, oder die Kläranlagen ihren Inhalt nicht ganz geklärt ins Meer fließen lassen. Besonders eklatant ist es an Tagen, an denen das Meer aufgewühlt ist, vielleicht weil dann eh keiner ins Wasser will - außer meinen Kindern, die Wellen super finden. Mein Mann und ich schreien uns an, weil ich für den 12jährigen Sohn ein Vollpreiszugticket für die Eisenbahn kaufe, ich sage, ich halte mich eben an die Regeln, er sagt, es gäbe keine Regeln, sondern nur Diebstahl und den würde ich merken, sobald ich in den Zug steige. Ich versuche wacker zu sein und sage fidel zu den Kindern, dass es im Klo nur deshalb so stinke, weil es eben kein Wasser im Zug gäbe. Italien ist wegen Ferien geschlossen und alle freuen sich auf den September, wenn wieder so was wie ein normales Leben beginnt, nur mit den ganz normalen Schwierigkeiten, die wir schon kennen. Vielleicht allerdings sperren nach 13 Wochen Ferien die Schulen wegen der Schweingrippe nicht auf und wir behalten unsere Kinder die Heimweh nach der Schule haben, weiter zu Hause, wir wissen zwar nicht mehr wann wir arbeiten sollen, aber con l'aiuto di Dio werden wir auch das hinkriegen.

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