Mittwoch, 24. November 2010

Lieblingsthema Schule

Was Saviano erzaehlt hat, geht mir nicht aus dem Kopf und ich muss immer an die Kinder denken, die in den Schulen in Crotone sitzen, in die der Giftmuell eingebaut ist. Vielleicht sind die Gebaeude ja geschlossen, was die Situation verbessern wuerde. Um mich zu beruhigen, denke ich an die Witze des Komikers Corrado Guzzanti, der ebenfalls in der Sendung "Vieni via con me" aufgetreten ist und dort eine Liste der Sprueche zum Besten gab, "die der Sendung nicht helfen werden". Einer von diesen war: "Der italienische Staat hat kein Geld fuer das Klopapier in den Schulen, Unterrichtsministerin Gelmini bittet, die Kinder mit bereits entleertem Darm in die Schule zu schicken." Das ist so lustig, weil es wahr ist. Letztes Jahr haben die Elternvertreter ueberlegt, ob sie eine Sammlung machen sollen, um das Klopapier zu kaufen.Im Moment spricht niemand davon, vielleicht hat sich ein privater Spender gefunden, ein lokaler Unternehmer zum Beispiel. Oder es gibt kein Klopapier und meine Kinder sagen nichts, weil sie mit einer Packung Taschentuecher ausgestattet sind? Ich muss nachfragen. Die Kinder gehen ohnehin ungern in der Schule aufs Klo, zumindest nicht, um sich dort zu entleeren. Daher sind zwei unserer drei Klos nach ihrem Heimkommen immer laenger besetzt, das dritte funktioniert entweder nicht, oder ich verteidige es, weil ich dort die Waschmaschine einraeume.
Mir persoenlich hat der Staat in Form der Schule meiner grossen Kinder ein Geschenk gemacht. Die Schule bekam ein Projekt bewilligt, in dem die Kinder 50 Stunden zusaetzlich Mathematik-Unterricht haben und daher bis Weihnachten jeden Tag bis 17 Uhr in der Schule sind. Da mein Leben bis vor 10 Tagen, bis vor dem wundersamen Auftauchen dieses Projekts, ein Kreuzweg war, der aus vormittaeglicher Arbeit und nachmittaeglichen Hausaufgaben bestand, sauge ich nun jede Minute meines Alleinseins begierig in mich auf, denn ab Januar heisst es dann wieder italienische Hausaufgaben korrigieren. Einmal habe ich meinen Sohn zu einer Poesie inspiriert zum Thema: Wenn ich der Herbst waere, mit welchen Farben wuerde ich mich kleiden. Leider strich die Lehrerin mit Rotstift das Gedicht durch und schrieb darunter: Rifare! Noch einmal schreiben. Ausserdem klebte auf dem Italienischheft des Kinds ein rosa Post-It, darauf stand: Der Rallyefahrer stoert, waehrend ich erklaere! Ich finde, das ist ihr Problem, aber ich fuehle mich genoetigt, erstens den Rallyefahrer zur Sau zu machen und am naechsten Tag wie Medea in der Schule einzufahren und die Lehrerin anzupfauchen. Sie sagt, sie mache das nur zu seinem Besten. "Das will ich hoffen". entschluepft es mir.
Daher bin ich dankbar, dass wir eine Zeit lang keine Italienischaufgaben machen muessen. Zum Glueck darf am Wochenende noch Geschichte und Geografie und Naturgeschichte gebueffelt werden, denn so erfahre ich etwas ueber das Steissbein und Alexander den Grossen. Ich druecke den begeisterten Kinder den Film Alexander von Oliver Stone rein und nach drei Minuten Film faellt MM ein, warum der Film von der Kritik mit Unbehagen aufgenommen wurde: er unterstreiche die vermutliche oder erwiesene Homosexualitaet Alexanders. Auweh! "Er hat ihn auf den Mund gekuesst!" stellt das Kind gleich verunsichert fest. "Sei still, das war damals so", ruegt ihn der Rallyefahrer und hoechstwahrscheinlich hat er recht. Das Ende sehe auch ich: Alexander wird in einer psychedelisch anmutenden Szene vom Pferd geworfen, sein Gegner sitzt auf einem sich aufbaeumenden Elefanten, die Bilder sind rot gefaerbt. Danach werden alle krank und die Maenner haben Kajal unter den Augen. Colin Farell als Alexander trinkt Gift und folgt seinem Geliebten Efaistos den Tod. Das Kind sagt: "Jetzt sind sie im Himmel wieder zusammen." Er versteht eben was von Liebe.
In Wikipedia lese ich, dass "Alexander" 2005 eine Art Oscar als schlechtester Film bekommen hat. Naja, manchmal darf man als eifrige Mutter auch daneben greifen.
Jedenfalls kommen nach den Griechen die Roemer im Geschichtebuch und Ben Hur haben wir bereits gesehen.

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