Sonntag, 9. Juni 2013

so won't you stay...

Jetzt arbeite ich mit anderen Menschen zusammen, von denen die meisten graue Haare haben und die anderen wirklich wirklich jung sind. Die grauen Panther sind irgendwie kindisch und die Jungen ernsthafte Menschen. Die Veteranen haben mehr Erfahrung und die Kinder wirken verzweifelter. Schöner sind sie, je jünger, desto schöner, das schon. Aber die Lust und das Begehren fokussieren sich gar nicht auf die Schönheit und das Reine sondern auf das Wilde und Entschlossene, auf das, was gar nicht anders, sondern nur so geht, auf das Kompromisslose und das hat kein Alter.
Zum Tanzen habe ich dennoch immer noch kein gutes Verhältnis gefunden und daher jetzt bitte keine Leserbriefe.
Das Lieben hört nicht auf, das haben schon einige von ihren Großmüttern und Großtanten gehört, auch wenn es dann heißt: Es hört nicht auf. Es. Männer sagen das nicht. Oder weniger. Heute jung sein, kommt mir vor, ist nicht mehr so daneben, wie damals, als ich das offiziell war. Das Privileg maßlos zu sein, wird sich nicht mehr genommen.
Jetzt, was würd ich machen, worum würde es mir gehen? Ich würde auf einer Hochschaubahn fahren oder zumindest in einer Art Riesenrad und ich würde den Wind in meinem Gesicht spüren und würde sagen, dass das der Grund ist, warum mir die Tränen kommen und ich würde a) den Menschen an meiner Seite an mich ziehen, an mein Herz oder b) mich an seine Brust drücken und versuchen, sein Herz schlagen zu hören. Das wäre schön, ein stetes Bumm zu hören im Rauschen des Windes und des Kreischens, das von anderen Seiten kommt. Und wenn ich unten angekommen wäre, würde ich meinen Kopf gegen diese Brust stützen und damit meinen Widerwillen darüber ausdrücken, dass die Fahrt vorbei ist. Ich würde versuchen, zu heiraten, um immer immer immer auf diese wertvolle Brust Zugriff zu haben. Oder ich würde nach Hause gehen und selig sein, über das, was war. Was sicher vernünftiger wäre, denn das Heiraten garantiert ja nicht ein Herz, dessen beruhigendes Schlagen einen durch jedes Unwetter trägt, sondern im Gegenteil ein Anwachsen eines Sturms und flatternde Herzen auf beiden Seiten. Und dann die kleinen Buzzi-Herzen womöglich, die wie Hundebabys all unser Entzücken verdienen und dann zu verwirrten Teenagerherzen werden, die uns unser eigenes Wollen und Entzücken vergessen lassen.
Jung sein, heißt die Wahl haben. Nicht mehr jung sein, heißt, schon einiges gewählt zu haben, möglicherweise nicht immer das Richtige. War eigentlich nur ich unvernünftig, als ich jung war, oder war das meine ganze Generation? Kommen die Jungen heute nur mir allzu vernünftig vor, oder allen aus meiner Generation? Klar, anschauliche Ausdrucksmittel wie Piercings und Tatoos standen uns damals auch noch nicht zur Seite.
Also alles in allem, was geblieben ist, ist ein Flämmchen, wie in einem Durchlauferhitzer, das sich nicht auslöschen lässt. Das durch alle Falten und labbrigen Haut- und Muskelteile durchblitzt. Das Flämmchen Begehren, dich, mich und danach, etwas zu tun. Es zu tun, mit der Zungenspitze das Salz aufzulecken, ja, das auf der Haut des anderen, oder wo immer es sich eben befindet.

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