Montag, 16. Mai 2011

more reading than writing

Genau in dem Moment, in dem ich beschließe, regelmäßigere Blogeintragungen vorzunehmen, geht blogger für Tage in tilt. Da kann die italienische Regierung ausnahmsweise nichts dafür. Während ich vor Schreibdrang zitternd am Schreibtisch sitze und die leicht verzweifelten Tweets der Blogger auf Twitter verfolge, lese ich auch andere blogs, von Menschen, die sich schon eine Domain gesichert haben und nicht so Freizeitblogger wie unsereins sind. Das Ergebnis meiner tagelangen Lektüre stimmt mich sehr unruhig. Ein Mann, der sein blog dem löblichen Vorhaben widmet, einen Marathon zu laufen, ohne Fleisch zu essen, verkündet, dass wir eine Stunde pro Tag mehr Zeit haben werden und also ALLES tun können, wenn wir, wie er, Kabel-TV kündigen. Da ich schon jahrelang keine Art von Fernsehen konsumiere, habe ich meine Stunde pro Tag schon lange einfach bewusstlos konsumiert. Verdammt!
Ich lese auch sehr gerne blogs, die auf irgendeine Weise das Wort simple im Titel tragen. Begierig sauge ich in mich hinein, auf welche elf Arten ich produktiver leben kann, ich bin versucht, mir ein Kleid nähen zu lassen (ich muss ja ohnehin wegen den Theaterkostümen zur Schneiderin), welches ich ein ganzes Jahre lang täglich tragen kann (geht auch verkehrtrum und man braucht 365 Accessoires), ich lese sieben unfehlbare Tipps, um natürlicher und billiger mein Haus zu pflegen, und ich bin maßlos enttäuscht. Außer der Erkenntnis, dass Wasserstoffperoxid Schimmel entfernt, habe ich schon alle Erkenntnisse gehabt, und ich denke, ich muss ein Fernsehteam zu mir einladen, denn produktiver als ich kann man gar nicht sein: ich mache mein Bett, meine Kinder machen das ihre, ich gehe früh schlafen und ich stehe früh auf, ich koche homemade organic food, meinen Kleiderkasten muss ich nicht ausmisten, weil ich ohnehin nichts anzuziehen habe, ich lächle, auch wenn mir nicht danach ist (fake it until you make it) und ich wasche pro Tag eine Ladung Wäsche. Warum bitte funktioniert bei mir nicht, was bei den Amerikaner offenbar hinhaut: A laundry a day keeps CHAOS away. Ich wasche immer weiter, unverdrossen. Eines Tages werde ich genug gewaschen haben und es wird passieren: Es ist kein Chaos mehr da. In der Zwischenzeit kaufe ich eine Domain für mein blog mit dem Titel: das komplizierte Leben oder wie ich monatelang trotz Befolgung aller guten Ratschläge zwischen unausgepackten Kisten saß und mein Garten verwilderte.

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