Mir fällt dieses Wort ein, als ich an den ehemaligen Rallyfahrer und vielleicht wieder Fußballer denke. Er war nämlich nicht selbstbestimmt, sondern stand unter der Fuchtel von Giovanna aus Napoli und mit ihm wir alle irgendwie. Jetzt hat sie ihn (wieder einmal) verlassen und er muss weinen. Ich nicht.
Und plötzlich bin ich erschrocken. Nicht wegen meinem Sohn. Wegen mir. Ich bin überhaupt nicht selbstbestimmt, obwohl das einmal das einzige war, um das es ging. Das WICHTIGSTE. Mein Bauch gehört mir, aber genauso mein Herz, mein Schädel und das, was drin ist. Als ich feststelle, dass ich nur sehr zaghaft über all das bestimme, bekomme ich Herzklopfen. Wer bestimmt denn über mich? Abgesehen von meinen drei Söhnen und meinem einen Ehemann ist es, ist es, ist es, unbelievable, die Wirtschaft!
Ich habe einen Beruf gewählt, bei dem ich mich unabhängig fühlen wollte. Bloß nicht jeden Tag in ein Büro gehen, das ist ja schlimmer als in einer Mine zu arbeiten! Bloß nicht lebenslang mit unsympathischen Kollegen zusammen sein müssen. Ja keine Routine, da verblödet man doch. In einem Mietshaus wohnen? Nie und nimmer. Haus und Garten müssen her. Unabhängigkeit. Finger der Welt zeigen! Geld sparen? Bitte wozu, morgen sind wir vielleicht bleich und tot. Im Gegenteil, das Konto überziehen, weil nämlich mit der um dieses Geld gemachten Lebenserfahrung das Leben derart bereichert wird, dass in Zukunft alles besser verstanden wird.
Das war ich. Ist das lange her?
Das mit der Selbstbestimmung fällt mir ein, als ich mich kurz aufs Bett lege. Ich muss mich manchmal kurz aufs Bett legen, sonst tut mir der Nacken weh und wenn mir der Nacken länger weh tut, bekomme ich ein Leuchten im Auge. Nein, das ist nicht wunderbar. Ich überlege, wann ich das letzte Mal einen freien Tag gehabt habe. Wollte ich nicht freiberuflich arbeiten, damit ich freie Tage haben kann, wann ich will?
Ich habe drei Kinder adoptiert, weil der Gedanke, Kindern ein zu Hause zu geben, eine Art Mission für mich war. dann war es eine Art Mission, diesen Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen. Da diese drei Kinder zur zeit jeder auf seine Art in der Pubertät ist, geben sie mir das Gefühl, dass sie sich nicht wohl zu Hause fühlen, dass sie nicht in die Schule gehen wollen und dass sie im Moment (neben Giovanna und wie die alle heißen mögen) Geld brauchen.
Daher habe ich keine freien Tage und einen sensiblen Nacken.
Daher lebe ich am Meer und war doch kein einziges Mal schwimmen in diesem Sommer. Ich war die meiste Zeit nämlich gar nicht da, sondern habe, alles andere als selbstbestimmt, gearbeitet. Und jetzt bestimme ich selbst über meine Zeit und arbeite, arbeite, arbeite. Ich leide nicht unter der Arbeit, sie macht mir Spaß. Aber ehrlich gesagt wäre ich lieber unabhängig reich. Dann würde ich intensiv darüber nachdenken, warum ich nicht selbstbestimmt lebe und ob das doch wieder gehen kann.
Vielleicht kann man auch arm und selbstbestimmt sein. Da ich im Moment keine Alternative habe, würde ich sagen, es ist einen Versuch wert. Und Selbstversuche machen sowieso immer Spaß, weil man sie nämlich, genau, selbst bestimmt.
Freitag, 1. September 2017
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen