Donnerstag, 10. Dezember 2009

Weihnachten naht

Heute war meine Aufgabe, Weihnachtsgeschenke einzukaufen, also Spielzeug für die Kinder. Ich war fest entschlossen, zwei Kinder waren auf Schulausflug, um Krippen zu bewundern, das dritte in der Schule, ich hatte also eigentlich Unmengen Zeit, die verflossen zwischen Barbiepuppen, kleinen Figuren, von denen ich gerade mal den Namen kenne, aber keine Ahnung habe, was sie bedeuten, zwischen Zeug Zeug Zeug, mit dem Kinder nicht spielen können, sondern nur einen Moment lang auflachen. Ich aber brauche Spielzeug, ich will ruhige Weihnachtferien, ich will, dass meine Kinder studenlang unansprechbar, weil im Spiel versunken sind. Diese Spielzeuge habe ich nicht gefunden. Ich habe eine sehr teure Barbiepuppe gekauft, an die eine kleine Küche mit zahlreichen Tassen und Tellern gebunden ist (eine richtige Puppenküche oder ein Puppenhaus habe ich nämlich nicht gefunden, abgesehen von mannshohen Aufbauten oder jeder Menge Putzzeug - ich kann mich nicht erinnern, dass ich als Kind mit Miniaturausführungen putzen wollte, ich wollte auch nicht selbst in einer Plastikküche kochen, ich wollte, dass das meine Puppen taten!). Ich habe nicht das richtige fersnteuerbare Auto gefunden, da ich begonnen habe, Fernbedienungen genauer anzuschauen und mich zu fragen, ob ich will, dass ein Auto für 15 Euro einen Tag lang lebt, oder eines für 35 drei. Ich habe keine fersnteuerbaren Flugzeuge gekauft, weil ich mir vorgestellt habe, wie sie in den Dornen unterhalb unseres Hauses verschwinden, ich habe kein Skateboard gekauft, weil ich nicht den richtigen Skateboardplatz weiß, ebenso keine Roller, weil ich weiß, dass es auf einem Hügel nicht von dauerhafter Freude sein wird, auf einem Roller zu fahren. Was bleibt ist Lego (hab ich für die Befana gekauft), Zeichenmaterialien und Bücher. Aber es fehlt der Kern, das Wow, danke Babbo Natale. Babbo Natale sollte im übrigen Freude haben, die Barbiepuppe Corinne der drei Musketiere zu kaufen, aber Babbo Natale hat sichvöllig unemanzipiert gegen ein Schwert und für die Küche entschieden. Er hätte auch für Barbie als Karrierefrau, als Fernsehköchin, optiern können, aber da das Kind kein Fernsehen sieht, versteht es diese Feinheiten nicht.
Auf der Suche nach diesem Kern bin ich schließlich dehydriert, muss dringend aufs Klo und habe nicht mal die Geduld in einem Self-Service Restaurant ein Stück Pizza zu kaufen.
Durst ist das einzige, was MM zu stillen vermag, den ich nach dieser Schwerarbeit treffe, aber zum Glück ist noch ein kleiner Zeitpolster vorhanden und wir fahren unseren Hügel hoch, damit ich auf UNSER Klo gehen kann, dem ohne Fließwasser, dem mit den vielen Fußspuren am Boden, dem lang ungeputzten, aber dem unseren. Auf dem Weg hoch treffen wir die Maurer bei der anderen Baustelle in ihre Steinmauer vertieft. Ich glaube, es handelt sich um einen zenbuddhistischen Zaubertrick, Mandalas ausmalen ist was für Leute, die keine Steinmauern bauen dürfen. Unser Maurer begrüßt uns mit seinem umwerfend ergreifenden Lächeln und auf die Aussage von MM, dass der Installateur erst ab dem 20. Dezember Zeit hat, sagt er, da muss man doch Panettone essen und keine Wasserleitungen verlegen. Da wünsche ich mir, ich wäre ein Maurer in Süditalien und am 20. Dezember gehe ich heim und meine Frau stellt mir einen Panettone hin. Den hat sie ganz alleine im überfüllten Supermarkt eingekauft, während ich meine Hände über Steine gleiten lasse. Am 24. oder 25. bekommen meine Kinder tolle Geschenke, die meine Frau unter Einwirkung nervenzerfetzender Weihnachtsmusik eingekauft hat. Stunden um Stunden gibt sie das Geld meiner Kunden aus und ich setze einen Ziegel auf den anderen.
Schluss, ich will eigentlich kein Panettonedrama schreiben, ich will nicht mal einen essen, ich werde auch meinen Einkaufsoverkill verarbeiten, der nur daher kommt, dass ich nicht gewohnt bin, in Geschäften zu stöbern, dass ich alles ungeordnet und unüberischtlich finde. Eigentlich ist das Erfreuliche an diesem Tag, dass ich mich zu Hause fühle auf diesem Hügel mit seinen Steinmauern und den Menschen, die sie machen, ich tripple über die Bretter, die sich die Maurer hingelegt haben, ich schaue aufs Meer bis in den Süden, wo meine Buben auf einem Hauptplatz ein Eis verzehren, bevor sie die letzte Krippe des Tages besichtigen und eigentlich ist es doch so, dass Weihnachten nur einmal im Jahr ist, aber Steinmauern kann man immer bauen.

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