Donnerstag, 7. April 2011

Nihil nisi bene

Da die Reihe der Dinge, die mich aufregen, unübersichtlich lange geworden ist und ich nicht weiß, womit ich beginnen soll, entschließe ich mich, die schönen Dinge aufzuzählen, da dies, wie man weiß, schnell getan ist.
Äh.
Die kleinen Schafe, Lämmer genannt, springen hinter ihrer Schafmama auf der Wiese. Ich sehe sie, wenn ich auf dem Balkon die Wäsche aufhänge. Die Sonne scheint.
Zu Ostern werden sie geschlachtet, aber das gehört nicht mehr zu meinem Thema. Jetzt sind sie glücklich. Es war mir nicht klar, dass Lämmer die entzückendsten Tierchen der Welt sind.
Die meisten Bäume blühen und man kann den Blättern beim Wachsen zusehen. Man sollte sich die Zeit nehmen.
Das Kind sagt: "Weißt du, dass du normal bist?" Das freut mich unglaublich. Es meint allerdings nur meinen Bauchumfang. Es steht nämlich vor der Entscheidung, magersüchtig oder nicht zu werden. Müssen Neunjährige sich mit Körpermaßen beschäftigen?
Doch nicht vom Thema abschweifen.
Die Schafe blöken beherzt.
Es ist mir gelungen, die Treppe freizuräumen. Keine Schachteln mehr auf der Treppe. Die Faschingskostüme sind verstaut. Meine Familie merkt es! Das Haus sieht ordentlicher aus. Vielleicht muss ich schon bald meine spritzige Nachbarin nicht mehr davon abhalten, einzutreten.
Heute werde ich eine Bank abräumen, auf der seit Wochen eine riesige Schachtel steht, deren Inhalt ich nicht mehr genau kenne. Auf der Schachtel liegen ein ungebrauchter Polster und eine Schreibtischunterlage. MM kann nicht glauben, dass ich das Zeug wirklich irgendwo verstaue. Er denkt, er wird die Schachtel einfach an einem anderen Ort wieder finden. Oder er hat Angst, ich schmeiße stilschweigend alles weg. Tatsächlich lebe ich mit einem schwarzen Müllsack, den ich täglich wechsle. Es macht Spaß, Dinge wegzumschmeißen, und ich frage auch manchmal nach. Was ich ohne nachzudenken wegschmeißen würde, ist die italienische Regierung. Mein Lieblingswort seit gestern ist: Ostruzione, Obstruktion. Und ich meine damit nicht die Verschleimung meiner Atemwege, sondern "ein Verhalten in der Politik, das politische Vorgänge behindert", wie es bei Wikipedia heißt. Die Opposition betreibt Ostruzione, da im Parlament der "processo breve", der kurze Prozess beschlossen werden soll. Dadurch würden die Prozesse, die dem italienischen Premierminister zu Ehren veranstaltet werden, ausgelöscht werden. Und dabei geht es nicht nur um Ruby, sondern auch um seinen Medienkonzern. Neun Minuten kurz war der Prozess von gestern, die nächste Folge sehen wir am 31. Mai. Gezeigt hat sich Herr Berlusconi nicht. Dafür ist Herr Berlusconi nun Bürger von Lampedusa oder wird es demnächst. Um der Insel, die sich einem großen Flüchtlingsstrom ausgesetzt sieht, zu helfen, hat er dort eine Villa gekauft, die er vorher im Internet gesehen hat. Vor einigen Jahren erzeugte eine Gruppe von kabarettisten Barbie-artige Puppen, die Berlusconi als Arbeiter oder als Verkäufer darstellten, denn Belusconi ist immer das, womit er sich beschäftigen muss. Heißt das Populismus? Nun kann man die "Berlusconi ist Lampedusaner"-Puppe hinzufügen. Der Arbeiter-Präsident ist Insulaner geworden. Meinen Prosecco, den ich für den 6. April eingekühlt hatte, hab ich jedenfalls geöffnet. Einfach so. Grund ist mir keiner eingefallen.
Roberto Saviano hat eine Liste des Glücks geschrieben. Vielleicht ist sie länger als meine. Ich werde sie jetzt lesen.

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