Montag, 28. März 2011

Gute Vorsätze

Am Sonntag Morgen sage ich zu MM:"Ich musste gestern länger aufbleiben, um die nächste Wochen zu planen, zwei Treffen 'Familie-Schule' (was bei uns einst ehrlicherweise Elternsprechtag hieß) und ein Treffen mit den Müttern der fünften Klasse, um über das Abschiedsgeschenk für die Lehrer zu sprechen, das ist anstrengender, als täglich 14 Stunden Arbeit." MM lacht. Findet er mich lustig? Auf jeden Fall finde ich es besser, er lacht, als er macht eine Bemerkung, wie: "Wieso? Was ist daran so schlimm?". Das Treffen mit den Müttern hat mir selbst ein Lachen entlockt, allerdings ein böses, so wie das von einem Cowboy, der seinem Gegenüber, mit dem er sich gleich duellieren wird, ein letztes Mal ins Gesicht lacht. Innerlich spucke ich in den Sand und sage zur Elternvertreterin, Frau Begünstigt: "Niemand, niemand, niemand weiß, wie unwichtig das Abschiedsgeschenk für die Lehrer in meinem Leben ist. Es hat den Stellenwert der Nachricht, wer aus der TV-Sendung Grande Fratello ausgeschieden ist." Nachdem ich einen Abend lang den Torturen der nächsten Woche ins Auge geblickt habe, entschließe ich mich, an dem Treffen im Haus von Frau Begünstigt teilzunehmen. Und zwar zu 95 % deshalb, weil meinen Freunden und Lesern mein Beitrag "Die Versammlung" gefallen hat, und ich davon überzeugt bin, dass der anthropologische Wert des Treffens hoch sein wird. Was die anderen 5 % betrifft, so bin ich entschlossen, originell und inspiriert zu sein. Ich werde keinen Kauf einer Bodenvase zulassen. Ich werde ein Album mit Zeichnungen anregen (so machen das Kinder in der Metropole in Mitteleuropa, wie ich von meiner Freundin weiß), ein Gruppenfoto (es gibt nämlich kein Klassenfoto), und ein Lied mit umgedichteten Text für die Lehrer. Die Lehrer quälen die Kinder und ihre Eltern ja mit einer Theateraufführung am Schulende (in unserem Fall "I promessi sposi"), warum nicht endlich einmal Rache nehmen und ein Liedchen mit schweinischem Hintergrund trällern? Ich würde die Kinder sogar dabei betreuen. Nun, man wird sehen, ich bin auf das Treffen vorbereitet. Ich werde mich dann noch für eine Niederlage wappnen.
Am Sonntag abend sage ich zu MM, ich hätte nach 15 Jahren beschlossen, meine immer wiederkehrenden Fehler und Unsicherheiten im Italienischen auszumerzen. Ich gehe mit der dicken italienischen Grammatik ins Bett. Ich sehe, dass zu meinem Thema, welches mich schon so viele Jahre treu begleitet, nur eine, noch dazu völlig unverständliche Seite existiert. Wenn ich schon nicht verstehen kann, wann man "Ihnen" und wann man "Sie" sagt, werde ich es also üben. Ich will nicht mehr sagen: "Danke Sie, Ich rufe Ihnen an." Nachdem ich etwa zwanzig Mal gesagt habe: "Ich bitte Sie um Verzeihung!", lacht MM (schon wieder!). Er fragt mich, warum ich nicht einfach "Entschuldigung!" sagen will. Nein, ich will sagen: "Ich bitte Sie um Verzeihung, darf ich Du zu Sie sagen?"

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen