Das Telefon der Dattilografa ist seit 2 Wochen ausser Betrieb und somit auch das Internet. Dabei haette Dattilografa viel zu schreiben. Zum Beispiel, dass wir vier Tage kein Wasser hatten, und dass die Telecom nach zahlreichen Anrufen von mir und dem Besuch eines Technikers heute feststellt, es waere nie ein Schaden gemeldet worden und ich koenne den Schaden nur melden, wenn ich zu Hause sei. Da ich aber zu Hause keinen Mobilfunkempfang habe, werde ich den Schaden, den ich vor zwei Wochen gemeldet habe, theoretisch nie melden koennen. So leben wir unbehelligt von der Aussenwelt in einem Roman von Franz Kafka. Dabei regnet es manchmal und manchmal so stark und so lang, dass Schlammmassen die Strasse versperren. Das sind apokalyptische Bilder, die sich da vor den Augen der Dattilografa auftun, die ihre Kinder auf dem Schulweg das 1x1 abfragt. 8x7 ist 56 und da liegt ein Baum auf der Strasse, 7x7 ist 49, hier rast braunes Wasser Treppen runter. Die Scheibenwischer quietschen.
Das war vor drei Tagen, heute sind noch Aufraeumarbeiten zu sehen, ueberall dort, wo ein betroffenes Gebiet ist, was in unserem neuen Ort zum Gleuck nicht der Fall ist, stehen Wischbesen vor den Tueren, kleine Bagger schaufeln immer noch Schlammberge weg. Geroell ist den Berghang runtergekommen. Alles ist braun. Als ich mit dem Autobus in der Stadt ankomme, bin ich sehr muede und zerknautscht. Du schaust aus, als kaemst du aus dem Krieg, sagt MM. So fuehle ich mich. Ich denke ja schon lange, dass in diesem Land irgendwann ein Buergerkrieg ausbrechen wird und ich glaube, er hat begonnen. In deolizei greift sie an. Hier sind die Schueler der hoeheren Schulen nicht mehr in der Schule, sondern auf der Strasse, an den Schulen haengen Leintuecher, auf denen steht: "Autogestione", Selbstverwaltung.
Auf meiner Autobusfahrt sehe ich unterhalb der Geroellhalde meinen gehenden Mann, halb in einer Muelltonne verschwunden. Es ist das erste Mal, dass ich ihn so sehe. sein Rucksack liegt neben ihm auf dem Boden. Er ist sehr gross, er kann sich auch in eine grosse Muelltonne beugen. "Prima di fare un lungo viaggio, pensa di non tornarci più" sang eben noch Irene Grandi aus dem Radio im Autobus. Bevor du eine lange Reise machst, stell dir vor, nicht mehr zurueck zu kommen. "Non è facile, ma è tutto qui." Es ist nicht leicht, aber es ist alles schon da. Es ist alles schon da. Aber viel ist es nicht.
Freitag, 22. Oktober 2010
Freitag, 8. Oktober 2010
Brillant
Freitags darf ich ausser Haus. Dann arbeite ich auswaerts. Als ich nach Hause komme, finde ich die Pasta mehr oder weniger fertig auf dem Tisch und rundherum mehr oder weniger nach mir sehnsuechtige kleine oder grosse Maenner. Bei Tisch sagt MM, er haette jemanden getroffen, der mich sehr gruessen liesse, ich solle raten wer, eine brillante Person. Ich sage: eine Frau oder ein Mann? Eine Frau. "Er hat dich verlassen" kommt es trocken von der Seite des Rallyefahrers, der eben etwa sechs Penne in den Mund steckt. Ich rate. Eine Frau, die MM um den Hals faellt und so brillant ist, zu sagen: wie war noch mal dein Name (?). Ich bezichtige Frauen unseres Bekanntenkreises dieses Schwachsinns. Aber es ist Mathilde. "Er hat dich verlassen." setzt der Rallyefahrer nach. Und schiebt wieder sechs bis sieben Penne in den entspannten Mund. Nein wirklich, Mathilde, Begeisterung.
Ich werde in Kenntnis gesetzt, was Mathilde eben macht. Ich finde Mathilde auch super. Der Rallyefahrer ist von seiner Theorie ueberzeugt, er steht auf mit den Worten: "Hat er dir je gesagt, dass du brillant bist?" traegt seinen Teller in die Kueche, holt einen Apfel, gibt mir ein Messer und sagt: "Bitte schaelen, so wie immer."
Mathilde hat auch zwei Soehne, die sind aber noch klein, sie wird sich noch wundern. In der Schule hat der Rallyefahrer schlechte Noten, weil er die Dinge, die er lernt, verwirrend wiedergibt, bzw. lange ueberhaupt nicht wiedergegeben hat, da er sich von Wiederholungen nicht betroffen fuehlte.
Und muede im Bett liegend sagt er: Ich kann es kaum erwarten, dass Sonntag ist. (Am Samstag ist aber ein Geburstagsfest!)Ich sage: Wieso, was ist am Sonntag? Nichts, antwortet er,dreht sich um und schlaeft ein.
Ich werde in Kenntnis gesetzt, was Mathilde eben macht. Ich finde Mathilde auch super. Der Rallyefahrer ist von seiner Theorie ueberzeugt, er steht auf mit den Worten: "Hat er dir je gesagt, dass du brillant bist?" traegt seinen Teller in die Kueche, holt einen Apfel, gibt mir ein Messer und sagt: "Bitte schaelen, so wie immer."
Mathilde hat auch zwei Soehne, die sind aber noch klein, sie wird sich noch wundern. In der Schule hat der Rallyefahrer schlechte Noten, weil er die Dinge, die er lernt, verwirrend wiedergibt, bzw. lange ueberhaupt nicht wiedergegeben hat, da er sich von Wiederholungen nicht betroffen fuehlte.
Und muede im Bett liegend sagt er: Ich kann es kaum erwarten, dass Sonntag ist. (Am Samstag ist aber ein Geburstagsfest!)Ich sage: Wieso, was ist am Sonntag? Nichts, antwortet er,dreht sich um und schlaeft ein.
Donnerstag, 7. Oktober 2010
back to the roots
Im neuen Haus, unter neuen Umstaenden, bekomme ich vom Leben draussen noch weniger mit als vorher. Silvio Berlusconi kann mich nicht mehr aergern.Ich fahre taeglich eineinhalb Stunden meine Kinder in die Schule und wieder nach Hause und das Autoradio funktioniert so schlecht, dass wir lieber ueber Zellstrukturen und die Polis der Griechen sprechen. (Oder ueber Computerspiele).
MM, der im Hier und Jetzt arbeitet, erzaehlt von der Donau und ich frage mich, ob ich da noch schreiben soll und darf was ich mir heute unter der Dusche gedacht habe.
Unter der Dusche denke ich an den Herzinfarkt und zwar nicht an meinen, sondern an den, von dem MM sich bedroht fuehlt. Vor ein paar Tagen haben MM und ich etwas, was der Rallyefahrer in einem Moment der Erkenntnis als "Tragoedie" bezeichnet, denn die Griechen hatten eben Komoedien (die kennen wir, da haben wir viele DVDs davon) und Tragoedien,da wo es nichts zu lachen gibt, das haben wir in der Realitaet. Das, was MM und ich hatten, war einfach ein gewaltiger Streit, aus Gruenden, die fuer andere banal sein moegen, denn keiner von uns beiden hat den anderen bei einem ausschweifenden ausserehelichen Sexualleben erwischt, nicht einmal beim Gedanken daran, und keiner wurde der Spiel-, Drogen- oder anderen Sucht verdaechtigt. Der Streit hatte es dennoch so in sich,dass ich bei einem heftigen Geraeusch aus dem oberen Stockwerk doch nachschauen ging, ob mein wuetender Ehemann nun mit einem Herzinfarkt auf dem Boden lag. Denn, und das dachte ich auch unter der Dusche, wir waeren nicht die ersten, die am Hausbau krepieren. MM lag allerdings nicht tot auf dem Boden, sondern auf dem Gaestebett, das er in sein unfertiges Arbeitszimmer gezogen hatte, und las die Zeitung.
Aber mein Onkel Bert ist am Haubau gestorben. Und ploetzlich war mir klar, unter dem heissen Wasser, dass vieles aus dem letzten Jahr mit dem Onkel zu tun hatte, der gestorben war, als ich vielleicht sechs Jahre alt war.
Der Onkel war Pfleger in einer Anstalt gewesen, die wir damals noch bedenkenlos Irrenhaus nannten. Am Sonntag wanderte die kleine Dattilografa mit ihrer Kakaoflasche in der Hand durch das Gelaende, auf dem die Irren mit ihren Lodenmaenteln unterwegs waren. Manche durften auch nicht spazieren gehen, die schrien aus den vergitterten Fenstern. Der Onkel war gross, sehr gross, sehr duenn, freundlich und herzkrank. Er war der Mann von der Tante und hatte vier Soehne, die die kleine Dattilografa zu heiraten gedachte. Zwei davon waren Zwillinge, einer davon wuerde Herr Dattilografa werden. Da der Onkel herzkrank war, hatte er feine rote Aederchen auf den Wangen. Er lachte viel und hatte eine dezente Zahnluecke auf der linken Seite. Aus irgendeinem Grund hatten Onkel und Tante beschlossen, das Gelaende der Irren, wo sie in einem angrenzenden Haus wohnten, zu verlassen, und ein eigenes Haus zu bauen. Das hat der Onkel nicht ueberlebt.
Am Tag nach der "Tragoedie" sage ich zu MM, er soll nicht mehr so viel arbeiten, es ist wurscht, wie lange wir da noch im Zement hausen. Ja, sagt er, er sei muede.
Jetzt muss ich nicht nur immer nachschauen, ob die Kinder noch atmen, sondern auch, ob MM noch am Leben ist.
Und der Onkel hat seinen Doppelgaenger in unserem herzkranken Obermaurer gefunden, der hier ueberall seine Spuren hinterlassen hat. Wer doppelt so viel Geld wie wir in seine Hausrenovierung stecken kann, der hat jetzt entweder ein fertiges Haus oder eben eine Baustelle, auf der er nicht unbedingt leben muss. MM bezeichnet es ein Glueck, dass wir hier sind und alle Maengel selbst kennenlernen koennen und ich glaube, das meint er gar nicht esoterisch. Beim ersten starken Regen haenge ich am Telefon und bruelle: wer ist fuer diesen Swimmingpool vor dem Haus verantwortlich? Ich sehe mich schon mit dem Regenmantel Cape-Fear-artig den Obermaurer abstechen, bis MM mir sagt, ich soll die Blaetter von den Abflussloechern im Boden nehmen. Es gibt also einiges, was ich finde, dass der Obermaurer mit seinem Team nicht so toll gemacht hat, oder zumindest moechte ich ihm gerne einiges unterstellen, aber dennoch freue ich mich immer, wenn ich ihn in seinem roten Lastwagen oder in seinem ebenso roten Fiorino auf der Strasse treffe, denn er ist eben, wie ich seit meiner heutigen Dusche weiss, die Reinkarnation von Onkel Bert. Operieren hat er sich auch noch nicht lassen, komisch, dass die Angst, sich das Brustbein zertruemmern zu lassen, groesser ist, als die Angst, zu sterben. Weil wir uns das Sterben nicht vorstellen koennen, das Zertruemmern aber schon.
MM, der im Hier und Jetzt arbeitet, erzaehlt von der Donau und ich frage mich, ob ich da noch schreiben soll und darf was ich mir heute unter der Dusche gedacht habe.
Unter der Dusche denke ich an den Herzinfarkt und zwar nicht an meinen, sondern an den, von dem MM sich bedroht fuehlt. Vor ein paar Tagen haben MM und ich etwas, was der Rallyefahrer in einem Moment der Erkenntnis als "Tragoedie" bezeichnet, denn die Griechen hatten eben Komoedien (die kennen wir, da haben wir viele DVDs davon) und Tragoedien,da wo es nichts zu lachen gibt, das haben wir in der Realitaet. Das, was MM und ich hatten, war einfach ein gewaltiger Streit, aus Gruenden, die fuer andere banal sein moegen, denn keiner von uns beiden hat den anderen bei einem ausschweifenden ausserehelichen Sexualleben erwischt, nicht einmal beim Gedanken daran, und keiner wurde der Spiel-, Drogen- oder anderen Sucht verdaechtigt. Der Streit hatte es dennoch so in sich,dass ich bei einem heftigen Geraeusch aus dem oberen Stockwerk doch nachschauen ging, ob mein wuetender Ehemann nun mit einem Herzinfarkt auf dem Boden lag. Denn, und das dachte ich auch unter der Dusche, wir waeren nicht die ersten, die am Hausbau krepieren. MM lag allerdings nicht tot auf dem Boden, sondern auf dem Gaestebett, das er in sein unfertiges Arbeitszimmer gezogen hatte, und las die Zeitung.
Aber mein Onkel Bert ist am Haubau gestorben. Und ploetzlich war mir klar, unter dem heissen Wasser, dass vieles aus dem letzten Jahr mit dem Onkel zu tun hatte, der gestorben war, als ich vielleicht sechs Jahre alt war.
Der Onkel war Pfleger in einer Anstalt gewesen, die wir damals noch bedenkenlos Irrenhaus nannten. Am Sonntag wanderte die kleine Dattilografa mit ihrer Kakaoflasche in der Hand durch das Gelaende, auf dem die Irren mit ihren Lodenmaenteln unterwegs waren. Manche durften auch nicht spazieren gehen, die schrien aus den vergitterten Fenstern. Der Onkel war gross, sehr gross, sehr duenn, freundlich und herzkrank. Er war der Mann von der Tante und hatte vier Soehne, die die kleine Dattilografa zu heiraten gedachte. Zwei davon waren Zwillinge, einer davon wuerde Herr Dattilografa werden. Da der Onkel herzkrank war, hatte er feine rote Aederchen auf den Wangen. Er lachte viel und hatte eine dezente Zahnluecke auf der linken Seite. Aus irgendeinem Grund hatten Onkel und Tante beschlossen, das Gelaende der Irren, wo sie in einem angrenzenden Haus wohnten, zu verlassen, und ein eigenes Haus zu bauen. Das hat der Onkel nicht ueberlebt.
Am Tag nach der "Tragoedie" sage ich zu MM, er soll nicht mehr so viel arbeiten, es ist wurscht, wie lange wir da noch im Zement hausen. Ja, sagt er, er sei muede.
Jetzt muss ich nicht nur immer nachschauen, ob die Kinder noch atmen, sondern auch, ob MM noch am Leben ist.
Und der Onkel hat seinen Doppelgaenger in unserem herzkranken Obermaurer gefunden, der hier ueberall seine Spuren hinterlassen hat. Wer doppelt so viel Geld wie wir in seine Hausrenovierung stecken kann, der hat jetzt entweder ein fertiges Haus oder eben eine Baustelle, auf der er nicht unbedingt leben muss. MM bezeichnet es ein Glueck, dass wir hier sind und alle Maengel selbst kennenlernen koennen und ich glaube, das meint er gar nicht esoterisch. Beim ersten starken Regen haenge ich am Telefon und bruelle: wer ist fuer diesen Swimmingpool vor dem Haus verantwortlich? Ich sehe mich schon mit dem Regenmantel Cape-Fear-artig den Obermaurer abstechen, bis MM mir sagt, ich soll die Blaetter von den Abflussloechern im Boden nehmen. Es gibt also einiges, was ich finde, dass der Obermaurer mit seinem Team nicht so toll gemacht hat, oder zumindest moechte ich ihm gerne einiges unterstellen, aber dennoch freue ich mich immer, wenn ich ihn in seinem roten Lastwagen oder in seinem ebenso roten Fiorino auf der Strasse treffe, denn er ist eben, wie ich seit meiner heutigen Dusche weiss, die Reinkarnation von Onkel Bert. Operieren hat er sich auch noch nicht lassen, komisch, dass die Angst, sich das Brustbein zertruemmern zu lassen, groesser ist, als die Angst, zu sterben. Weil wir uns das Sterben nicht vorstellen koennen, das Zertruemmern aber schon.
Dienstag, 7. September 2010
Promemoria: la conserva
Ende August, Anfang September werden in jedem guten sueditalienischen Haushalt die Tomatensaucevorraete fuer das ganze Jahr angelegt. Frueher waren wir Geringverbraucher und haben aus Freundlichkeit meiner Schwiegermutter bei der Herstellung ihrer 50 Flaschen Salsa geholfen und dafuer die eine oder andere im Lauf des Jahres mitgenommen. Letztes Jahr haben wir bereits 100 kg Tomaten fuer uns verarbeitet und da wir ab Maerz keine Ressourecen mehr hatten, haben wir heuer 150 kg Tomaten fuer 50 Cent pro Kilo bestellt und sind am Sonntag ins Dorf meiner Schwiegermutter gefahren, wo wir sie und den Onkel schon beim Halbieren der wunderbar leuchtend roten Tomaten antrafen. Sie sassen unter einer selbstgebastelten Laube im Schatten. 150 kg Tomaten sind entmutigend viel, aber da sich der Rallyefahrer als tomatenhalbierender Roboter gefiel und unser grosser Sohn durch den Wettbewerb eifrig wurde, schafften wir es, in zweieinhalb Stunden die Tomaten zu halbieren und die fasrigen und harten Teile wegzuschneiden. Der Achtjaehrige war der Tomatenwaescher und warf uns die gewaschenen Tomaten auf eine Art Strohsieb mit einem Geschirrtuc, auf dem die Tomaten abtropften.
Dann kommen die Tomaten in die "Quadrara", einen spektakulaer grossen Topf, der mit Kupfer ausgekleidet ist und aussen ganz schwarz vom Rauch ist, denn er wird aufs offene Feuer gestellt, das meine Schiwegermutter in einer kleinen Art Garage entfachte. Frueher hatte jedes Haus einen "Forno", in dem man das Brot backte und ein Feuer machen konnte, um die Wuerste zu raeuchern. In unserem neuen Haus gibt es diesen Raum, aber wir besitzen weder eine Quadrara, noch eine "Macchinetta" mit Motor, durch die die Tomaten gejagt werden, um anschliessend als Saft herauszurinnen und auch keine Maschine, mit der die Flaschen verkorkt werden.Waehrend die Tomaten mit ein wenig Basilikum in der Quadrara zum Kochen gebracht wurden, spuelten wir die im Lauf des Jahres gesammelten Flaschen (die Flasche der Gassosa, eine Art sueditalienisches Sprite, vom Achtjaehrigen Sprint genannt, eignet sich hervorrragend, man kann die Flaschen aber auch fuer 30 Cent im Consorzio, in dem alles fuer Haushalt und Bauernhof verkauft wird, erstehen), der Onkel stellte den Tomatenfleischwolf zusammen und dann wurden in jeweils kleineren Toepfen die kochend heissen Tomaten aus der Rauecherkammer gebracht und der Rallyefahrer und ich schaufelten sie mit kleinen Kasserolen in den Trichter der Maschine. Der grosse Sohn drehte die Schuessel, in die die Tomatenschalen und die Kerne fielen, damit diese nicht in die Wanne rutschten, in die der rote Tomatensaft stroemte. Diese Reste werden noch einmal durchgepresst, danach den Huehnern als Delikatesse vorgesetzt. Wenn alle Tomaten gepresst sind, was sehr aufregend ist, weil die Maschine sehr laut ist und die Angst, dass irgendwas die Arbeit ruiniert, die Wanne auseinanderbricht , die Sauce uns die Beine verbrueht usw., wird die Sauce wieder mit den kleinen Kasserolen mittels Trichter in die Flaschen gefuellt. An diesem Punkt begann die einzige Krise dieses Tages, denn der grosse Sohn leerte die dampfende Sauce ueber MMs Hand waehrend der Achtjeahrige mit unglaublicher Stetigkeit quengelte, weil er auch die heisse Sauce einfuellen wollte. Da der grosse Sohn die fertigen Flaschen an den naechsten Arbeitsplatz bringen musste, wo MM mit der Kronenkorkenmaschine sass und 90x Klick machte, durfte der Kleine auch abfuellen. Die verkorkten Flaschen wurden in eine Metalltonne "Fusto" gefuellt, die wiederum auf dem (noch anzuzuendenden) Feuer steht, also eigentlich auf einem Metallrost mit Beinen. Wenn genug Flaschen in der Tonne sind (das Befuellen ist die Arbeit meiner Schwiegermutter, die dies mit wissenschaftlicher Genauigkeit ausfuehrt, denn die Flaschen duerfen weder zerbrechen, noch zuviel Platz einnehmen), wird mit einem Schlauch Wasser in die Tonne gefuellt und das Feuer angemacht. Wenn das Wasser in der Tonne kocht, kann man das Feuer ausgehen lassen, am naechsten Tag werdeb die Flaschen dann aus dem Wasser genommen. Erfolg ist, wenn keine Flasche explodiert.
Ich wusch wahrenddessen die tomatenbesudelten Geraetschaften ab und fuehlte das Beduerfnis, mich niederzusetzen.
Um halb zwei Uhr sassen wir dann recht still bei Tisch und assen Pasta al forno, Rigatoni und Auberginen aus dem Ofen, die meine Schwiegermutter "con piacere e come una magara" (mit Vergnuegen und wie eine Hexe) um sechs Uhr morgens zubereitet hatte.
Am naechsten Tag tanzten wir alle am Nachmittag noch einmal an und wollten die Flaschen aus der Tonne heben, das hatte meine Schwiegermutter aber schon (neben der Herstellung von Makkaroni) getan und war anschliessend Feigen pfluecken gegangen.
Meistens weiss ich nicht, ob ich sie fuer diese Aktionen hassen oder lieben soll. Sie ist einfach so.
Jetzt bin ich gespannt, wie lange wir mit 90 Flaschen Tomatensauce auskommen. Nicht alle Flaschen sind 1-Liter-Flaschen, Gassosa ist nur 750 ml. Da der Rallyefahrer Pasta al sugo jeder anderen raffinierten Verfeinerung der Pasta vorzieht und der 13- jaehrige seine 1,70 m aussschliesslich mit Pasta erreicht hat, werde ich im naechsten Fruehjahr wahrscheinlich wieder die "Pelati", geschaelte Tomaten in Dosen kaufen. Jetzt aber sind wir reich und fuer den Winter geruestet und unser Sugo wird wunderbar und nach Sonne schmecken.
Dann kommen die Tomaten in die "Quadrara", einen spektakulaer grossen Topf, der mit Kupfer ausgekleidet ist und aussen ganz schwarz vom Rauch ist, denn er wird aufs offene Feuer gestellt, das meine Schiwegermutter in einer kleinen Art Garage entfachte. Frueher hatte jedes Haus einen "Forno", in dem man das Brot backte und ein Feuer machen konnte, um die Wuerste zu raeuchern. In unserem neuen Haus gibt es diesen Raum, aber wir besitzen weder eine Quadrara, noch eine "Macchinetta" mit Motor, durch die die Tomaten gejagt werden, um anschliessend als Saft herauszurinnen und auch keine Maschine, mit der die Flaschen verkorkt werden.Waehrend die Tomaten mit ein wenig Basilikum in der Quadrara zum Kochen gebracht wurden, spuelten wir die im Lauf des Jahres gesammelten Flaschen (die Flasche der Gassosa, eine Art sueditalienisches Sprite, vom Achtjaehrigen Sprint genannt, eignet sich hervorrragend, man kann die Flaschen aber auch fuer 30 Cent im Consorzio, in dem alles fuer Haushalt und Bauernhof verkauft wird, erstehen), der Onkel stellte den Tomatenfleischwolf zusammen und dann wurden in jeweils kleineren Toepfen die kochend heissen Tomaten aus der Rauecherkammer gebracht und der Rallyefahrer und ich schaufelten sie mit kleinen Kasserolen in den Trichter der Maschine. Der grosse Sohn drehte die Schuessel, in die die Tomatenschalen und die Kerne fielen, damit diese nicht in die Wanne rutschten, in die der rote Tomatensaft stroemte. Diese Reste werden noch einmal durchgepresst, danach den Huehnern als Delikatesse vorgesetzt. Wenn alle Tomaten gepresst sind, was sehr aufregend ist, weil die Maschine sehr laut ist und die Angst, dass irgendwas die Arbeit ruiniert, die Wanne auseinanderbricht , die Sauce uns die Beine verbrueht usw., wird die Sauce wieder mit den kleinen Kasserolen mittels Trichter in die Flaschen gefuellt. An diesem Punkt begann die einzige Krise dieses Tages, denn der grosse Sohn leerte die dampfende Sauce ueber MMs Hand waehrend der Achtjeahrige mit unglaublicher Stetigkeit quengelte, weil er auch die heisse Sauce einfuellen wollte. Da der grosse Sohn die fertigen Flaschen an den naechsten Arbeitsplatz bringen musste, wo MM mit der Kronenkorkenmaschine sass und 90x Klick machte, durfte der Kleine auch abfuellen. Die verkorkten Flaschen wurden in eine Metalltonne "Fusto" gefuellt, die wiederum auf dem (noch anzuzuendenden) Feuer steht, also eigentlich auf einem Metallrost mit Beinen. Wenn genug Flaschen in der Tonne sind (das Befuellen ist die Arbeit meiner Schwiegermutter, die dies mit wissenschaftlicher Genauigkeit ausfuehrt, denn die Flaschen duerfen weder zerbrechen, noch zuviel Platz einnehmen), wird mit einem Schlauch Wasser in die Tonne gefuellt und das Feuer angemacht. Wenn das Wasser in der Tonne kocht, kann man das Feuer ausgehen lassen, am naechsten Tag werdeb die Flaschen dann aus dem Wasser genommen. Erfolg ist, wenn keine Flasche explodiert.
Ich wusch wahrenddessen die tomatenbesudelten Geraetschaften ab und fuehlte das Beduerfnis, mich niederzusetzen.
Um halb zwei Uhr sassen wir dann recht still bei Tisch und assen Pasta al forno, Rigatoni und Auberginen aus dem Ofen, die meine Schwiegermutter "con piacere e come una magara" (mit Vergnuegen und wie eine Hexe) um sechs Uhr morgens zubereitet hatte.
Am naechsten Tag tanzten wir alle am Nachmittag noch einmal an und wollten die Flaschen aus der Tonne heben, das hatte meine Schwiegermutter aber schon (neben der Herstellung von Makkaroni) getan und war anschliessend Feigen pfluecken gegangen.
Meistens weiss ich nicht, ob ich sie fuer diese Aktionen hassen oder lieben soll. Sie ist einfach so.
Jetzt bin ich gespannt, wie lange wir mit 90 Flaschen Tomatensauce auskommen. Nicht alle Flaschen sind 1-Liter-Flaschen, Gassosa ist nur 750 ml. Da der Rallyefahrer Pasta al sugo jeder anderen raffinierten Verfeinerung der Pasta vorzieht und der 13- jaehrige seine 1,70 m aussschliesslich mit Pasta erreicht hat, werde ich im naechsten Fruehjahr wahrscheinlich wieder die "Pelati", geschaelte Tomaten in Dosen kaufen. Jetzt aber sind wir reich und fuer den Winter geruestet und unser Sugo wird wunderbar und nach Sonne schmecken.
Sonntag, 29. August 2010
Mein Leben ist ein Campingurlaub
Freunde von Freunden haben einen Campingurlaub mit ihren Kindern gemacht, das sei sehr bindend, haben sie meinen Freunden erzaehlt. Seit dem 17. August fuehle ich mich auch wie auf Campingurlaub, denn an diesem Tag haben wir die Stockbetten der Kinder und unser zerlegtes Bett ins Auto geschlichtet und sind auf unsere Baustelle uebersiedelt. Prosecco haben wir allerdings erst einmal getrunken.
In unserer Kueche gibt es noch kein Waschbecken, daher waschen wir die Teller in einem grossen weissen Plastikwaschtrog vor dem Haus. Zum Glueck sind der Rallyefahrer und der achtjaehrige passionierte Tellerwaescher und zum Glueck ist das Tellerwaschen bei dreissig Grad im Schatten durchaus entspannend.
Das Wasser fliesst aus einem schwarzen Schlauch, der auf dem Dach installiert ist und den Maurern diente. Morgen kommt angeblich der Installateur, der seit ueber einem Monat das Telefon nicht abgehoben hat und vielleicht schliesst er in diesen Tagen die Geschirrspuelmaschine und das Waschbecken in der Kueche an. Ob dann unser Campingurlaub vorbei sein wird?
Ein Zimmer ist mit einem Laminatboden ausgestattet und ausgemalt, naemlich unser Schlafzimmer, das wir unseren Kindern zur Verfuegung gestellt haben. Der Laminatboden schaut sehr erfreulich aus, Hallelujah! Unser Bett steht auf dem Zementboden. Die Kinder lieben das Zimmer und wollen sich dort permanent aufhalten, was ich ihnen nicht goenne und ich stoere sie mit dem Vorwand, es gaebe Teller zu waschen.
Zweimal taeglich essen wir auf der neuen Terrasse unter der Palme. Heute haben wir zum ersten Mal Plaetze getauscht und ich sah MM vor dem Wein, der sich um die Palme ranken soll (spaeter einmal), dahinter habe ich die provisorischen Bretter der Bruestung innerlich wegretuschiert und ueber das Tal aufs Meer geblickt, auf dem zwei kleine weisse Segelboot fuhren. So stell ich mir einen Campingurlaub vor.
In der Nacht sitzen MM und ich noch draussen und trinken Rotwein aus Plastikbechern, denn Glaeser wollen wir im weissen Waschtrog keine waschen.
In unserer Kueche gibt es noch kein Waschbecken, daher waschen wir die Teller in einem grossen weissen Plastikwaschtrog vor dem Haus. Zum Glueck sind der Rallyefahrer und der achtjaehrige passionierte Tellerwaescher und zum Glueck ist das Tellerwaschen bei dreissig Grad im Schatten durchaus entspannend.
Das Wasser fliesst aus einem schwarzen Schlauch, der auf dem Dach installiert ist und den Maurern diente. Morgen kommt angeblich der Installateur, der seit ueber einem Monat das Telefon nicht abgehoben hat und vielleicht schliesst er in diesen Tagen die Geschirrspuelmaschine und das Waschbecken in der Kueche an. Ob dann unser Campingurlaub vorbei sein wird?
Ein Zimmer ist mit einem Laminatboden ausgestattet und ausgemalt, naemlich unser Schlafzimmer, das wir unseren Kindern zur Verfuegung gestellt haben. Der Laminatboden schaut sehr erfreulich aus, Hallelujah! Unser Bett steht auf dem Zementboden. Die Kinder lieben das Zimmer und wollen sich dort permanent aufhalten, was ich ihnen nicht goenne und ich stoere sie mit dem Vorwand, es gaebe Teller zu waschen.
Zweimal taeglich essen wir auf der neuen Terrasse unter der Palme. Heute haben wir zum ersten Mal Plaetze getauscht und ich sah MM vor dem Wein, der sich um die Palme ranken soll (spaeter einmal), dahinter habe ich die provisorischen Bretter der Bruestung innerlich wegretuschiert und ueber das Tal aufs Meer geblickt, auf dem zwei kleine weisse Segelboot fuhren. So stell ich mir einen Campingurlaub vor.
In der Nacht sitzen MM und ich noch draussen und trinken Rotwein aus Plastikbechern, denn Glaeser wollen wir im weissen Waschtrog keine waschen.
Sonntag, 15. August 2010
Robin Hood for President
Das achtjaehrige Kind fragt im Auto: Wer kommandiert eigentlich in Italien? MM und ich antworten wie aus einem Mund: Berlusconi (grrmmlll).
Der Achtjaehrige: Ach, nicht Barack Obama?
Ich: Barack Obama kommandiert in Amerika.
MM: Also eigentlich in den Vereinigten Staaten, aber - in Wirklichkeit auch in Amerika.
Das Kind: Habt ihr ihn gewaehlt?
Ich: Nein!
Das Kind: Warum nicht?
Ich: Papa findet nicht gut was er macht, er hat jemand anders gewaehlt.
Das Kind: Papa, ich finde du haettest Barack Obama waehlen sollen.
MM: Aber in Italien regiert nicht Barack Obama.
Das Kind: Aha. Und was macht Berlusconi?
Ich: Berlusconi beraubt die Armen und gibt den Reichen. Genau das Gegenteil von Robin Hood.
Das Kind: Wenn ich kommandieren wuerde, ich wuerde es so machen: ich wuerde die Reichen berauben und den Armen geben.
Ich denke, in dieser Welt des Raubens koennen wir auch nicht bleiben und sage: in einer idealen Welt muss niemand dem anderen was rauben, weil alle gleich sind.
Das Kind: Sind wir bald da?
Der Achtjaehrige: Ach, nicht Barack Obama?
Ich: Barack Obama kommandiert in Amerika.
MM: Also eigentlich in den Vereinigten Staaten, aber - in Wirklichkeit auch in Amerika.
Das Kind: Habt ihr ihn gewaehlt?
Ich: Nein!
Das Kind: Warum nicht?
Ich: Papa findet nicht gut was er macht, er hat jemand anders gewaehlt.
Das Kind: Papa, ich finde du haettest Barack Obama waehlen sollen.
MM: Aber in Italien regiert nicht Barack Obama.
Das Kind: Aha. Und was macht Berlusconi?
Ich: Berlusconi beraubt die Armen und gibt den Reichen. Genau das Gegenteil von Robin Hood.
Das Kind: Wenn ich kommandieren wuerde, ich wuerde es so machen: ich wuerde die Reichen berauben und den Armen geben.
Ich denke, in dieser Welt des Raubens koennen wir auch nicht bleiben und sage: in einer idealen Welt muss niemand dem anderen was rauben, weil alle gleich sind.
Das Kind: Sind wir bald da?
Sonntag, 8. August 2010
Ich liebe mich
das muss auch einmal gesagt werden: ich finde, ich bin eine Heldin.
Mein Tag, ein Sonntag übrigens, beginnt mit einigen Fehlentscheidungen. 1) vier weiße Blusen zwar ohne einer schwarzen Bluse in die Waschmaschine zu stecken, dafür aber mit einer braunen Hose, von der ich annehme, dass sie schon so oft gewaschen wurde, dass sie nicht abfärbt. Das tut sie doch und ich stehe vor vier urinfarbenen Blusen. Da ich mir den Luxus dieses Problems öfters leiste, habe ich Entfärber im Haus, löse diesen in 7 Liter Wasser auf und stecke die vier Blusen hinein, worauf sie gleich rosa wirken. Ich denke, ich werde sie schwarz färben müssen oder dunkelblau. Bei der Vorstellung einer dunkelblauen Phase in meinem Leben werde ich ganz aufgeregt.
Fehlentscheidung 2: MM einzureden, er müsse einige Kilos unserer unverhofft reichen Kartoffelernte zu Gnocchi verarbeiten. Anfangs geht alles gut, gemeinsam mit zwei Kindern produzieren wir ungeheure Mengen an Gnocchi, das kostet aber auch ungeheure Mengen an Zeit und am Ende lassen wir die von mir akkurat aufgereihten Gnocchi mit Geschirrtüchern zugedeckt stehen und gehen unseren anderen Plänen nach. Es ist aber August und wir sind in Süditalien und abends finden wir die Gnocchi verklebt und in käseähnlicher Konsistenz vor. Einige Gnocchi finden doch ihren Weg ins kochende Wasser, der Rest in die Mülltonne. So behalten wir unsere Miniportion Gnocchi in bester Erinnerung.
Fehlentscheidung 3: ein Kleid von Laura Ashley, das ich in einem Second Hand Laden erstanden habe und das ich heute zum ersten Mal anziehen will. Nicht zuletzt, weil meine vier weißen Blusen im Entfärberbad liegen. Kommentar Kind 3: so ein schönes Kleid! Kommentar MM: Oh, du siehst dick aus. Kommentar Kind 2 und 1: Du siehst wie eine Oma aus. Ich will das Kleid anbehalten, ich will das Haus verlassen. Es stimmt, ich sehe dick aus, aber wie eine Oma wirklich nicht. MM startet den Motor, mir wird heiß. Das Kleid ist zu eng, die Schultern beginnen dort, wo mein Hals aufhört, ich will aus diesem Kleid wieder raus. MM kommt zurück, die Kinder sitzen im Auto mit dem laufenden Motor. Ich habe nichts anzuziehen. MM schaut in den Kasten und macht Vorschläge. Meine Stimme wird kreissägenartig. Ich will mich in eine alte Hose von MM zwängen, zwecklos. Ich beschließe, meine Jeans anzuziehen, aber mir wird zu heiß. Doch ich weine nicht! Ich ziehe aus dem winzigen Stück Kasten, das meine Garderobe beherbergt, eine Hose von Dolce und Gabbana, die ich seit vier Jahren nicht mehr getragen habe, seit ich mir mit dieser Hose am Körper die Achillessehne gerissen habe. Die Hose ist grau und hat weiße Nadelstreifen. Sie ist unpassend für unsere Fahrt auf die Baustelle. Sohn 1 sagt: du siehst wunderbar aus, so als würdest du gleich im Fernsehen sprechen.
Braucht jemand ein Kleid von Laura Ashley Gr. 38?
Am Abend, nachdem wir zu wenig Gnocchi gegessen haben, manifestiert sich mein meistgefürchteter Albtraum: aus der Waschmaschine kommt Wasser (als ich die vier bereits wieder weißen Blusen spüle). Ich beginne aufzuwischen und finde das teuerste Paar Schuhe, das ich besitze, derart verschimmelt in ihrer Originalschachtel in der Nähe der Waschmaschine, dass ich husten muss. Kann Leder so schnell schimmeln? Stehen sie schon lange im Wasser? Statt zu weinen, wische ich die Schuhe ab und bin davon überzeugt, dass die Schuhe wieder schön sein werden. Ich überlege nur, wie der eindeutige Muffelgeruch je wieder verschwinden soll.
Morgen werde ich früh aufstehen und neben dem Arbeiten die Waschmaschine beobachten.
Und weil ich heute niemanden angeschrien habe und auch nicht mit der Unterlippe gezittert habe, liebe ich mich.
Mein Tag, ein Sonntag übrigens, beginnt mit einigen Fehlentscheidungen. 1) vier weiße Blusen zwar ohne einer schwarzen Bluse in die Waschmaschine zu stecken, dafür aber mit einer braunen Hose, von der ich annehme, dass sie schon so oft gewaschen wurde, dass sie nicht abfärbt. Das tut sie doch und ich stehe vor vier urinfarbenen Blusen. Da ich mir den Luxus dieses Problems öfters leiste, habe ich Entfärber im Haus, löse diesen in 7 Liter Wasser auf und stecke die vier Blusen hinein, worauf sie gleich rosa wirken. Ich denke, ich werde sie schwarz färben müssen oder dunkelblau. Bei der Vorstellung einer dunkelblauen Phase in meinem Leben werde ich ganz aufgeregt.
Fehlentscheidung 2: MM einzureden, er müsse einige Kilos unserer unverhofft reichen Kartoffelernte zu Gnocchi verarbeiten. Anfangs geht alles gut, gemeinsam mit zwei Kindern produzieren wir ungeheure Mengen an Gnocchi, das kostet aber auch ungeheure Mengen an Zeit und am Ende lassen wir die von mir akkurat aufgereihten Gnocchi mit Geschirrtüchern zugedeckt stehen und gehen unseren anderen Plänen nach. Es ist aber August und wir sind in Süditalien und abends finden wir die Gnocchi verklebt und in käseähnlicher Konsistenz vor. Einige Gnocchi finden doch ihren Weg ins kochende Wasser, der Rest in die Mülltonne. So behalten wir unsere Miniportion Gnocchi in bester Erinnerung.
Fehlentscheidung 3: ein Kleid von Laura Ashley, das ich in einem Second Hand Laden erstanden habe und das ich heute zum ersten Mal anziehen will. Nicht zuletzt, weil meine vier weißen Blusen im Entfärberbad liegen. Kommentar Kind 3: so ein schönes Kleid! Kommentar MM: Oh, du siehst dick aus. Kommentar Kind 2 und 1: Du siehst wie eine Oma aus. Ich will das Kleid anbehalten, ich will das Haus verlassen. Es stimmt, ich sehe dick aus, aber wie eine Oma wirklich nicht. MM startet den Motor, mir wird heiß. Das Kleid ist zu eng, die Schultern beginnen dort, wo mein Hals aufhört, ich will aus diesem Kleid wieder raus. MM kommt zurück, die Kinder sitzen im Auto mit dem laufenden Motor. Ich habe nichts anzuziehen. MM schaut in den Kasten und macht Vorschläge. Meine Stimme wird kreissägenartig. Ich will mich in eine alte Hose von MM zwängen, zwecklos. Ich beschließe, meine Jeans anzuziehen, aber mir wird zu heiß. Doch ich weine nicht! Ich ziehe aus dem winzigen Stück Kasten, das meine Garderobe beherbergt, eine Hose von Dolce und Gabbana, die ich seit vier Jahren nicht mehr getragen habe, seit ich mir mit dieser Hose am Körper die Achillessehne gerissen habe. Die Hose ist grau und hat weiße Nadelstreifen. Sie ist unpassend für unsere Fahrt auf die Baustelle. Sohn 1 sagt: du siehst wunderbar aus, so als würdest du gleich im Fernsehen sprechen.
Braucht jemand ein Kleid von Laura Ashley Gr. 38?
Am Abend, nachdem wir zu wenig Gnocchi gegessen haben, manifestiert sich mein meistgefürchteter Albtraum: aus der Waschmaschine kommt Wasser (als ich die vier bereits wieder weißen Blusen spüle). Ich beginne aufzuwischen und finde das teuerste Paar Schuhe, das ich besitze, derart verschimmelt in ihrer Originalschachtel in der Nähe der Waschmaschine, dass ich husten muss. Kann Leder so schnell schimmeln? Stehen sie schon lange im Wasser? Statt zu weinen, wische ich die Schuhe ab und bin davon überzeugt, dass die Schuhe wieder schön sein werden. Ich überlege nur, wie der eindeutige Muffelgeruch je wieder verschwinden soll.
Morgen werde ich früh aufstehen und neben dem Arbeiten die Waschmaschine beobachten.
Und weil ich heute niemanden angeschrien habe und auch nicht mit der Unterlippe gezittert habe, liebe ich mich.
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