Freitag, 28. Januar 2011

Ich träume vom gehenden Mann

Gestern morgen träumte ich, der gehende Mann hätte mich umarmt. Zuvor sehe ich ihn an einem Urlaubsort. Es gibt verschiedene Apartments, ich räume meines aus, eh klar, das habe ich von meinem realen Leben in den Traum gebracht. Ich gehe mit Müllsäcken aus und ein und sehe den gehenden Mann, der erst mit einer Frau dort wohnt, dann mit einer anderen, beide haben Kinder. Na Bravo, denke ich, auch so ein Maniac. Schnitt. Es ist dunkel. Ich setze mich auf ein Sofa. Dort ist etwas weiches. Ich erschrecke, ich sitze auf dem gehenden Mann. Er hält mich fest. Ein Lichtstrahl fällt auf sein Gesicht. Er nennt meinen Namen. Er sagt meinen Namen und sagt: "Das war doch klar." Ich bin eigentlich verärgert über diesen Übergriff, aber gleichzeitig mag ich seine Entschiedenheit.
Seine Zähne sind braun. Ich sehe sie interessiert an. Da läutet der Wecker.

Als ich mir die Haare föhne, denke ich, wahrscheinlich hat MM meinen Namen gesagt, und dass es doch klar war. (Dass der Wecker läuten wird, dass wir auch heute wieder aufstehen müssen, dass ich nicht aufstehen kann... irgendwas dergleichen). Und da fällt mir das Erstaunliche auf: MM kann es nicht gewesen sein, der gehende Mann hat im Traum DEUTSCH gesprochen. Ich träume schon lange nicht mehr auf deutsch.

Das Irritierende bei Träumen von Menschen, die einem eigentlich nicht nahe stehen, ist, dass sie einem dann plötzlich nahe stehen, das aber nichts mit der Realität zu tun hat. Ich habe schon als 12-jährige gemeint, mit einem coolen Typ aus der Wohnsiedlung zusammen zu sein, weil ich das geträumt hatte, und war sehr verwundert, dass der Typ mich gar nicht wahrnahm. Warum hat sich der gehende Mann aus meinem Unterbewusstsein gelöst und hervor getan? Kurz denke ich, das ist ein Ruf und ich müsste ihn nun doch ansprechen, bevor er eines Tages verschwindet. Ich glaube, er wird sich wirklich in Luft auflösen, er wird immer dünner.

Eines Tages habe ich ihn mit meiner Freundin gesehen, er saß vor einer Bar und trank Capuccino. Meine Freundin sah ihn auch, das war der Beweis, dass er wirklich existiert und nicht nur eine Projektion des Strotters in mir ist. Meine Freundin wollte ihn ansprechen, aber ich habe sie davon abgehalten. Warum sich das Recht nehmen, jemand anzusprechen, nur weil er mit einem Rucksack auf der Straße geht und nicht in einem Auto fährt. Meine Freundin verstandm dass ich den Zauber nicht zerstören wollte, den zarten Vorhang Mythos, der den Mann umweht, wenn ihn nicht Regen und Wind umwehen. Jetzt tut es mir leid, dass ich sie nicht mit ihm sprechen ließ. Oder nicht? Oder doch?

Es tun, es nicht tun, es lassen, es anpacken. Fantasieren oder handeln. Es wollen oder lieber träumen.

Manchmal lese ich ein blog mit dem Namen "The Happiness Project", ein Titel, der mich in Entzücken versetzt. Heute zitiert die Autorin des blogs die Lebensregeln, die Tolstoj für sich selbst aufgestellt (und immer wieder gebrochen) hat. Eine davon spricht mich besonders an: Kill desire by work.

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