Mittwoch, 14. April 2010

what are we doing here?

es ist nämlich so: ich bin ein weiblicher Hulk, nur trage ich keine violetten Unterhosen. Da ich minderjährige Männer im Haus habe, kenne ich Hulk. Er muss sich sehr konzentrieren, um sich nicht aufzuregen, was ihm nicht immer gelingt, dann sprengt er sein Gewand (außer der violetten Unterhose), der Hals schwillt ihm an und er wirft manch Auto durch die Gegend.
So ist es mir heute auch gegangen: jemand, der findet, er könnte sich an mir abreagieren, reagiert sich an mir ab. Ich sage: "Grüß euch!", statt "Leck mich!" und gehe. Ohne es zu wollen, knalle ich eine Tür auf (weil schon der Hulk in mir wächst und ich überdimensioniert stark werde), da kommt der Mann, den ich 15 Jahre nicht gesehen habe und sieht in einem Moment alles (wahrscheinlich erkennt er es an der grünen Farbe). Er sagt: "Stressig? Du kriegst einiges ab." Ich habe ihn nie geliebt und 15 Jahre lang in schlechter Erinnerung gehabt. Heute liebe ich ihn zum ersten Mal. Ist er im Lauf der Jahre sensibel geworden? Ich sage: "Wird schon." Ich sage es in den regenverhangenen Himmel.

Am Abend telefoniere ich mit meinen Kindern. Ich sage, ich fahre mit drei Kollegen im Auto. Mein ältester Sohn sagt, lass deine Kollegen schön grüßen. Meine Kinder sind sozial so kompetent. Sie sind nicht deppert, sie sind einfach freundlich. Wenn ich denke, ich lass sie jetzt, sie wollen ihren Film sehen (MM schaut sich mit ihnen "Duell" von Steven Spielberg an), dann sagen sie: Halt, wie war dein Tag?

Vor ein paar Jahren hörte ich im Fernsehen, dass Tv-Star X ein Kind bekommen hat und gefragt wurde, was sie sich für ihr Kind wünsche und sie antwortete: dass es schlau wird (che diventi furbo). Schlau heißt aber nicht klug, sondern andere übers Ohr hauen. Dieser Satz ist für mich bis heute die Metapher für die verrottete Welt, in der wir in Italien leben.

Heute denke ich, die soziale Kompetenz ist total unnötig, ich hätte meine Kinder zu Heckenschützen erziehen sollen. Was uns retten könnte, ist ihr Sinn für Ironie. Und dann ist da wieder der eigentliche Schmerz: sie sind nämlich nicht arm, weil ich nicht bei ihnen bin, sondern ich bin arm, weil ich nicht bei ihnen bin, jeder Tag ohne sie ist ein Verlust.

MM sagt, er fahre bereits auf Reserve. Ja, das ist anstrengend: Kakao machen, Gewand heraus legen, Schulbrot machen, Fragen beantworten, in die Schule bringen, abholen, Hausaufgaben, Sorgen, Mitschüler, Fragen beantworten, Geburtstage, spielen, Wäsche waschen, Filme schauen, Spaziergang mit dem Hund, Fragen beantworten, Wäsche waschen, willst du zeichnen, Abendessen kochen, duschen, Abendessen essen, Fragen beantworten, und wie wars in der Schule?, neuer Pyjama, Bett überziehen? Wo sind die Batterien, Knopf annähen, Schuhe stinken, unterschreiben für den Schulausflug, Fragen beantworten, Bett überziehen, Hustentropfen, Tränen trocknen. Was immer vergessen wird: Buntstifte spitzen, Ticket für die Mensa, Bildschirm einstellen für das Computerspiel, zum next level verhelfen und die vielen Fragen, denen man ausweicht.

Was ist, wenn die Hosen zu kurz werden, einer sich das Kinn aufschlägt und ein anderer beschließt, in der Schule nur noch zu singen? Dann kann ich eigentlich nur noch kündigen, wozu ich heute große Lust hätte. Zum Glück sind meine Kinder extrem kooperativ und gehen auch mit zu kurzen Hosen aus dem Haus, schlagen sich kein Kinn auf, gehen schon lange mit Freude in die Schule und singen zu Hause. Und wenn sie in der Schule anfangen zu singen, dann heißt es eben: Man merkt halt schon, dass die Mamma nicht da ist. Solange man nicht merkt, dass die Mutter Hulk ist...

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