Mittwoch, 5. Mai 2010

Stille Post

Am Ende dieses zur Hälfte allein verbrachten Tages - wie schön, endlich allein sein! - habe ich Lust, jemandem etwas ins Ohr zu flüstern. Das erstaunt mich sehr, denn ich habe nämlich gar nichts zu sagen. Ich würde also einfach meine Lippen nahe an das Ohr eines anderen Menschen bringen und leise machen: schwschwschwschwschwschww. Ich würde seine Haare an meiner Nase kitzeln spüren und ich würde mir vorstellen, wie mein warmer Atem an sein Ohr dringt und ihm der Kitzel am Hals den Kopf gegen die Schulter drücken lässt. Und er kichern muss. Vielleicht würde er meinem wortlosen Flüstern einen Sinn abringen, so wie beim Stille-Post-Spiel. Er würde eine lange Geschichte hören, die keiner erzählen kann, und die wir alle gerne hören würden. Erst auf einer Holzbank sitzend, an die Wand gelehnt, ein Bein hochgestellt und lachend, dann schlafend und die Geschichte geht weiter, sein/mein/ihr/dein Kopf in meinem/seinem/deinem/ihrem Schoß. Und ein Teil der Geschichte spielt im nächtlichen Wald, damit wir ein wenig erschauern und froh sind, im Warmem und im Licht zu sein.

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