Freitag, 18. Februar 2011

(Not) being la Dattilografa

Am Sonntag besuchen wir die wilden und dicken Kusins und Kusinen. Zuerst Assunta, dort sind zwei Kinder, fünf Pferde, ein Pfau, ein paar Schafe, ein Perlhuhn und jede Menge anderer Hühner. Ein über vierzig Jahre alter Sohn, der im September heiraten wird. Dann die Eltern der Kinder, die ein Restaurant führen und bei schläfrig machender Beleuchtung vor dem Kamin sitzen. Der Kusin hat ein eine Solaranlage installiert und berichtet bis ins Detail. Mein Kind ist aus Vorfreude auf den Fasching bereits als Shrek verkleidet und schwitzt nun "come un maiale". Als wir das Haus von Kusin Mario und Familie betreten ist es bereits dunkel. In einem Arbeitsraum im Erdgeschoss rührt die zukünftige Schwiegermutter eines Sohnes in einem riesigen Topf voller Schweineschwarten. Sie wollen uns zum Essen einladen. Alle lachen ununterbrochen. Ich denke, was für eine fröhliche Familie. Wir essen Crostata und trinken Fanta. Meine Schwiegermutter, die mit uns gekommen ist, erzählt Geschichten von Hühnern, die tot auf dem Boden liegen. Wenn meine Schwiegermutter über tote Hühner spricht müssen alle lachen. Bei mir wäre das nicht so. Mario und seine Frau haben zwei Söhne, eine zukünftige Schwiegertochter, eine zukünftige Schwiegermutter, einen zukünftigen Schwiegervater und ein anderes Mädchen mit einem interessanten Piercing im Haus. Das Mädchen mit dem Piercing lacht über die Erzählungen meiner Schwiegermutter und saugt dabei an ihrem Piercing unterhalb der Unterlippe. Mit vielen Worten und vielen Plastiksackerln werden wir verabschiedet. Meine Schwiegermutter steht bereits in einer anderen Garage im Ort und ruft: "Wo bleibt ihr denn?" Meine großen Söhne begeben sich unwillig mit den Worten "Noch mehr Personen!" wieder aus dem Auto, der kleine Shrek tanzt auf der Straße. In der Garage steht Kusin Enzo mit Frau und Schwiegermutter, dieser Kusin scheint aber nicht in sehr inniger Verbindung zu MM zu stehen, denn wir werden weder eingeladen, uns zu setzen, noch trinken wir Fanta.
Wir fahren wieder ins Dorf meiner Schwiegermutter, sie besteht darauf, dass wir bei ihr auch zu Abend essen, nichts da, keine Widerrede. Die Jungs essen mit der Fröhlichkeit einer Wikingertruppe nach einem kriegerischen Überfall die Maccaronireste von Mittag, ich trinke Kräutertee. MM und ich nutzen die Zeit und bringen ein paar unserer reichlich vorhandenen Zitronen zu einer anderen Kusine. Dort erfahren wir, wieso die Schwiegermutter der Tochter eine Hyäne ist, danach fahren wir nach Hause.
Am Montag räume ich Videokassetten aus Plastikkisten in Kartons, lasse den Autoreifen, der am Sonntag total flach war und von einem noch nicht erwähnten Kusin wieder aufgepumpt wurde, beim Gommista, dem Reifenspezialisten, reparieren. Ich packe in unserem alten Haus 12 Kisten mit weiteren Videokasseten ein und hole die Kinder von der Schule. Am Nachmittag geht mir der Rallyefahrer auf den Nerv, weil er seine mangelhaften Geometriekenntnisse lustig findet und auf die Frage, ob ihn seine Verehrerinnen toll fänden, wenn er so unwissend sei, mit einem heiteren "Ja" antwortet. Leider hat er recht, ich habe in seinem Alter auch Jungs toll gefunden, die nicht durch schulische Leistungen auffielen, sondern durch besonders geniale Scherze oder furchterregenden Lebenswandel. Am besten sie hatten einen oder mehrere ausgeschlagene Zähne. Wütend schrubbe ich den Küchenboden. Nachdem ich mich beruhigt habe, versuche ich, ihm Geometrie beizubringen. Es gäbe Wichtigeres.
Nach dem Abendessen mache ich drei Torten, denn am nächsten Tag ist der Geburtstag des Kindes. Das Kind rührt wild entschlossen 3 mal fünf Eier mit Zucker zu Schaum, bis ich es ins Bett schicke. Danach hängen MM und ich eine stattliche Anzahl an Luftballons ins Kinderzimmer. Einer zerplatzt, ich zucke zusammen, der große Sohn schreckt auf, das Kind macht einen tiefen Schnarcher, der Rallyfahrer rührt sich nicht.
Am Dienstag Morgen bin ich müde und bestaube die Torten mit Staubzucker. Ich bringe das Kind selbst in die Schule und dazu eine Torte. Ich beglückwünsche mich für alle Tage, an denen der Schulbus in das morgendliche Autochaos fährt und ich keine total zerstreuten Eltern und Großeltern sehen muss. Ich mache die Torte für die Tanzschule fertig, ich lege die Tanzkleidung des Kindes aufs Bett und fahre in unser altes Haus und lade 16 Plastikkisten voller VHS-Kassetten ins Auto, die MM am nächsten Tag an seinen Arbeitsplatz mitnehmen soll. Um 16 Uhr hole ich die großen Kinder ab, um 16 Uhr 45 kommt das Kind im 45 Minuten entfernten Ort nach Haus, danach Tanzschule. Ich bin total im Zeitplan. Ein Vater von einem Mitschüler macht Gesten und deutet auf den Autoreifen. Diesmal ist ein anderer Reifen platt.
Ich greife zum Telefon. Der Vater versucht mit mir den Reifen zu wechseln, was daran scheitert, dass wir die Schraubenmutter, durch die der Ersatzreifen befestigt ist, nicht aufschrauben können, das war bereits am Sonntag das Problem. Der Vater des Mitschülers fährt zu sich nach Hause, um einen anderen Schraubenschlüssel zu holen. In der Zwischenzeit habe ich MM beauftragt, den Schulbusfahrer anzurufen und dem Kind zu sagen, dass es zur Nachbarin gehen soll, ich habe versucht den Gommista zu erreichen und meine Söhne, die zur Zeit alle Rocky-Filme sehen, davon abzuhalten, auf der Straße Boxkämpfe zu veranstalten. Ich habe mit Flora, der Frau in der Tanzschule gesprochen und ihr leichtsinnig erzählt, dass das Kind eine Torte für die Tanzschule gemacht hat. Da die Drogerie, vor der wir parken, nicht rechtzeitig öffnet, informiere ich auch Passanten über mögliche Öffnungszeiten, die ich erfinde. Eine Frau, die ich von der Wassergymnastik kenne, erzählt mir, wie oft sie schon wegen mangelnden Treibstoffs stehen geblieben ist. Der Vater des Mitschülers kommt wieder. Sein Schraubenschlüssel vermag den Ersatzreifen auch nicht zu befreien. Ich rufe den Gommista an. Zehn Minuten später springt der junge Gommista aus dem Auto, wortlos schraubt er den Reifen ab, springt mit den Worten "Wir reparieren ihn und kommen wieder" in sein Auto und wir stehen weiterhin vor der Drogerie, mittlerweile etwas fröhlicher. Die Drogerie ist auch schon geöffnet. Die Mutter eines Schulkollegen kauft dort etwas ein, der Schulkollege präsentiert in der Zwischenzeit sein aus Zahnstochern angefertigtes Tyrannosaurus-Rex-Skelett. Der schöne Ober-Gommista montiert persönlich den Reifen und teilt mir mit, dass ich über eine Schraube gefahren bin, die sich noch im Reifen befand. Fast glücklich fahre ich in die Werkstatt. Ich bezahle zehn Euro. Am Vortag hatte ich für die Reparatur fünf Euro bezahlt. Meine Laune ist wesentlich besser als vor der Reifenpanne.
Als wir zu Hause ankommen, kommt gerade MM mit dem Kind. Beide haben schlammige Schuhe, denn am Sonntag hat der Nachbar das Feld, das wir überqueren, wenn wir zu ihm gehen, umgegraben. Das Kind ist aufgeregt und sagt, es hätte ohnehin nicht in die Tanzschule gewollt, da es lieber gleich seine Geschenke auspacken wolle. Also Torte, Geschenke und für die Mutter Spumante. Zuvor ramme ich mir ein Eisenstück einer Steckdose unter den Fingernagel des rechten Daumens. Ich weine und Blut fließt ins Waschbecken. Das Kind bringt mir Taschentücher.
Am Mittwoch bin ich immer noch müde und ich muss auf die Gemeinde, die Tickets für die Mensa kaufen, das wollte ich eigentlich Dienstag nachmittags während der Tanzstunde machen. Es gibt keinen Aufschub, das Kind hat bereits vier Mal ohne Ticket gegessen. Ich habe Kopfschmerzen. An einer Tür hängt ein kleines Plakat, das für Kindervolleyball wirbt. Ein Herr spricht mich an, ob ich zu ihm wolle. Das Plakat hängt an der Tür eines Versicherungsbüros. Ich sage nein, ich interessiere mich für das Volleyballtrainig. Der Herr ist der Präsident des Vereins. Wir setzen uns in das Versicherungsbüro und plaudern. Er bietet mir einen Kaffee an, den ich gerne annehme. Nach 45 Minuten setze ich mich wieder in Bewegung. So geht das also. So lernt man Männer kennen. Ich denke, naja, aber der Herr ist bereits in Pension, er war vierzig Jahre lang Sportlehrer. Da fällt mir ein, dass ich auch nicht mehr zwanzig bin. Wir haben Telefonnummern ausgetauscht und meine großen Söhne überlegen sich jetzt mir zu liebe, ob sie vielleicht Volleyball spielen wollen.
MM will ein Antennenkabel mit einem Stanleymesser auseinanderschneiden, rutscht ab und schneidet sich zweimal in den linken Daumen. Blut fließt ins Waschbecken. Viel mehr als bei mir. Wir suchen Gazebinden und Desinfektionsmittel. MM weint nicht. Wir sollten ins Spital fahren, aber wir sind zu erschöpft.
An diesem Abend schaffen wir es, früher ins Bett zu gehen und am Donnerstag bin ich bereits wieder in Hochform und lade 16 Kisten Kassetten ins Auto und eine Kiste mit Kabeln. MMs Daumen verheilt. Das Kind ist glücklich mit seinen Geschenken. Abends schauen wir das Liederfestival San Remo, das MM am Vortag vom Fernsehen aufgenommen hat.
Am Sonntag kommen unsere Freunde zu Besuch. Drei Mädchen, auf die unsere Jungs schon lange warten. Ich darf nicht vergessen, der Mutter zu sagen, dass sie keine Stöckelschuhe anziehen soll.

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