Dienstag, 9. August 2011

Die Dattilografa als Wirtin

und in der Psychoanalyse: die römischen Freunde haben sich das Freud-Museum angesehen und berichtet, dass es dort einen Küchenschwamm mit der Aufschrift "Neurose" als Souvenir zu kaufen gibt. Das regt zum Denken an. Heute bin ich unglaublich stolz auf mich, weil ich spontan 8 Leute in meiner kleinen Wohnung in der großen Stadt bestens verköstigt habe, während ich vor ein paar Tagen beim Geburtstagsessen im großen Haus mit dem großen Garten und der großen Baustelle die Hälfte des Menüs zum Teil vergessen habe, zuzubereiten und zum anderen Teil vergessen, aufzutischen, was dazu geführt hat, dass die Gäste meiner Meinung nach hungrig weggegangen sind. Warum interessiert es mich hier nicht, ob meine Freundinnen professionelle Desinfisziererinnen sind und ich auch deshalb so sein sollte?
Meine Nachbarin Teresa sagte mir letztens, dass sie einmal zwei Wochen nicht zu Hause war, und dann waren da Spinnweben, SPINNWEBEN! Ich dachte immer, das mit den Spinnweben liegt daran, dass wir am Land leben, aber da Teresa ja auch am Land lebt, und normalerweise keine Spinnweben hat, scheint es an mir und meinem nachlässigen Putzen zu liegen. MM bittet mich, nach meiner Rückkehr Teresa zu fragen, ob sie mit mir putzt. Dann seien wir auch den "Alptraum Hausputzen" los. Statt zu finden, dass MM "in gamba" ist, echt ok, denke ich: wer hat denn einen Alptraum Hausputzen? Ich schließe daraus: ich sollte mich auf die Couch in der Berggasse legen und ein wenig über kalabresische Hausfrauen reden, was heißt Hausfrauen - sie sind berufstätige Frauen, Mütter und Ehefrauen und man könnte auf ihren Tischen jederzeit eine Notoperation durchführen. Selbst auf dem mit Chlorbleiche geputzten Boden. Letztens erbrach sich ein kleiner Hund auf den Wohnzimmerboden einer Freundin und sie entfernte die Reste mit einem Einweghandschuh aus dem Spital und einem Küchentuch und stellte energisch fest, dass das gar nichts mache, da sie nachher ohnehin mit Chlor reinigen werde.
Hier in der Großstadt ist das alles nicht so wichtig, sehr seltsam, obwohl es doch auf den Straßen viel sauberer ist und vor allem das Müllprpoblem viel souveräner gelöst wird als in Süditalien. Im süditalienischen Mikrokosmos hingegen wird geschrubbt, was der Gummihandschuh aushält. Meine Schwiegermutter verpatzt ihre selbstgemachte Pasta damit, dass sie sie mit Geschirrtüchern zudeckt (damit keine Fliegen oder Spinnen darauf kommen), die so stark nach Dash riechen, dass der Rallyefahrer die Mundwinkel nach unten zieht: "Diese Nudeln schmecken nach Seife!"
Ich merke, dass ich nach all dem Clorbleichewahn der italienischen Hausfrauen (selbst die Emigrantinnen in der Schweiz kaufen in den Italo-Läden ihren Problemlöser ACE), Lust habe, etwas wirklich Schmutziges zu tun.

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