Sonntag, 7. August 2011

Ode an MS

Wer nie geraucht hat, kann nicht verstehen, dass nach gewissen Tagen nur eine Zigarette, eine bewusst und in Ruhe gerauchte Zigarette vermitteln kann, dass der Tag abgeschlossen und vorbei ist, dass der oder die Raucherin überlebt hat und nun eben endlich, ganz für sich, diese Zigarette rauchen kann, auf die er oder sie so lange gewartet hat und die er oder sie sich so redlich verdient hat.
Leider rauche ich seit 13 Jahren nicht mehr, seit 13 Jahren beraube ich mich dieser einzigartigen Genugtuung. In der letzten Woche gab es jeden Tag einen Tag, an dessen Ende eine Zigarette geraucht werden wollte. (Zigaretten wollen nicht geraucht werden, Zigaretten wollen gar nichts, sie können weder verstehen noch einen Wunsch haben, würde ich dem Kind sagen....)
Am Ende dieser Tage voller Tanz und vierzehntem Geburtstag (vierzehn, das ist: Schweiss, Ärger, Computerspiele, Flüche, Ungeduld, masslose Selbstüberschätzung und masslose Selbstvernichtung) packte die Dattilografa mit den anspruchsvollen Mantras "One bag only" und "Reisen mit leichtem Gepäck" drei tonnenschwere Koffer und begab sich mit den Kindern auf eine Reise. Das Kind rief: "Ich weiß nicht, wie ich das schaffe, so glücklich zu sein, vielleicht ist das, weil wir reisen!" Die Dattilografa reist nicht mehr so leicht wie früher, weil "la fila indiana", der Gänsemarsch hinter ihr, immer beobachtet werden muss.
Fern vom kalabresischen Ehemann und dem Garten, den Zikaden, Fröschen und der flirrend heißen Luft sitzt die Dattilografa in der kleinen Küche am Computer und weiß, dass noch irgendwo eine Schachtel MS versteckt sein muss. Sicher staubtrocken nach so vielen Jahren. Aber der Ruf der Wildnis, der manchmal leiser wird, ist im Hintergrund immer zu hören. Immer.

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