Montag, 22. August 2011

Back to the roots

Die Dattilografa war mit dem Nachwuchs dort, wo die Dattilografa ihre Kindheitssommer verbracht hat, im Dorf von der Oma. Ich habe im Haus von der Oma geschlafen, das nur noch außen an das Haus von der Oma erinnert, dort aber dafür ziemlich. Die Tante wohnt noch daneben. Der Nussbaum ist weg, aber ein paar Marillenbäume sind noch die alten und die Milchkanne, mit der ich als Kind beim Bauern Milch holen war, hat meine Kusine auch aufgehoben. Ich war seit dreißig Jahren nicht mehr im Ort, seit die Oma tot ist. Ich weiß nicht warum, es ist einfach so. Ich bin froh, dass ich jetzt dort war.
Ich sitze auf der Treppe vom Omas Haus und fühle mich wie 10. Entschieden, vorurteilsfrei und voller klar umrissener Projekte.

Wir haben noch einen Kusin gehabt, den wir auch gar nicht mehr sehen, der war uns damals schon zu "verweichlicht" wie meine Kusine heute sagt, wir waren eher die "wilden Typen". Ich weiß, dass wir gelacht haben, bis wir uns fast in die Hosen gemacht haben und die Oma war mit von der Partie. Meine Kusine ist heute noch lustig.
Auch die Kinder amüsieren sich bis zum Abwinken.

Ich erinnere mich, dass ich mit 15 einen potenziellen jugendlichen Geliebten hatte, der nicht verstand, dass ich ihn nicht treffen konnte, als meine Oma starb. Ich kann nicht, meine Oma ist gestorben, verstehst du? Verstand er nicht, ich weiß auch nur noch wo das war und nicht mehr wer er war. Beim Begräbnis habe ich viel geweint, aber beim Leichenschmaus haben wir wieder Tränen gelacht. Vielleicht habe ich auf Vorrat gelacht.

Meine Oma hatte immer einen Spruch auf Lager, über den ich lange nachdenken konnte. Mein Großvater hatte sie begehrt, aber sie sei stolz vor ihm hergegangen, wie ein Hirsch. Mir wurde auch erzählt, dass meine Großmutter von eben diesem Ort, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, in die große Stadt kam und ihren Koffer auf dem Kopf trug. So stellte ich sie mir dann immer vor: stolz wie ein Hirsch, mit einem Koffer auf dem Kopf, den lechzenden Großvater dahinter.
Meinen Großvater habe ich nie kennen gelernt und meine Kusine hat mir ein Detail aus meiner Familiengeschichte verraten, das mich so überrascht hat, dass ich nicht weiter nachfragen konnte. Ich hoffe, es falsch verstanden zu haben. Ich würde es sehr gerne googlen, aber ich befürchte, es steht nicht im Internet.
Die Tatsache, dass auch die Urahnen einmal jung waren und dass sie von romantischen oder erotischen Gefühlen ergriffen wurden, erstaunt mich sehr. Und wohin dann das Begehren sich erstreckt! Aber vielleicht ist es dem Begehren ja sozusagen systemimmanent, dass es immer in die hoffnungslos falsche Richtung strebt.

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