Sonntag, 14. August 2011

Jogurt

Auf dem Heimweg vom Schwimmbad kramt der Pubertierende im Rucksack und aus seinen gebrummelten Worten meine ich den Satz: "Da ist ein Jogurt" interpretieren zu können."Ja!", sage ich, "ich habe Jogurt mitgenommen, aber dann reichte es nicht aus,um es auch den anderen anzubieten, also haben wir es nicht gegessen." Ok, oder? Der Rallyfahrer sagt: "Was? Ein Jogurt ist in meinem Rucksack ausgeronnen?", das Kind ruft: "Ein Jogurt? Wir sollen ein Jogurt essen?" Ich sage nichts mehr, denn ich war sieben Stunden im öffentlichen Bad. Bei Tagesbeginn widme ich mich jeder Anfrage, abends widme ich mich dem Schweigen. Ich denke: DAS ist mein Leben. Im Haus angekommen sagt das Kind: "Wann essen wir das Jogurt?" Ich tue so, als hätte ich nichts gehört. Ich denke an meine Nachbarin. Wenn ich zu ihr laufe, um zu fragen, ob es bei ihr auch kein Wasser gibt, bzw., um mich zu beklagen, denn ich WEISS, dass es auch bei ihr kein Wasser gibt, kann ich mir sicher sein, dass sie das Wort "manicomio" (Irrenhaus) gebrauchen wird. Ich glaube, ich gehe nur zu ihr, um mir zu bestätigen, dass das alles ein Irrenhaus ist. "Ich habe zwei meterhohe Berge von Wäsche, und jetzt ist das Wasser weg - un manicomio!" Und das mit dem Jogurt ist auch ein manicomio, denke ich. Zu Hause öffne ich den Rucksack, ein Jogurt ist zerbrochen und wertvolles Kirschjogurt hat sich in einem Plastiksack ausgebreitet. "IIIIH, alles voll Jogurt" ist der Kommentar des Rallyefahrers. Ich erkläre ihm, dass seinem Rucksack nichts passiert ist, da ich nämlich genial bin, und alles vorher in einen Plastiksack verpackt habe. Ende der Diskussion. Wenn ich meine Genialität ins Spiel bringe, will keiner mehr weiter reden. Schade eigentlich.

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