Montag, 26. März 2012

Count your blessings


Die Blessings sind nicht die Blessuren, aber die könnte man natürlich auch zählen. Es ist Frühling, und während die Menschheit diese Zeit dazu nützt, erstens die Winterjacken wieder wegzuräumen, zweitens die Christbaumkugeln gegen die Osterzweige einzutauschen und drittens das Haus zu putzen, möchte ich die sonnigen Tage und das optimistische Vogelgezwitscher zum Anlass nehmen, mich umzuschauen.

Viele Farben, das grelle Gelb der Kleeblüten mit dem japanisch anmutendem rosa und weiß der Obstbaumblüte, das giftige Grün der sprießenden Natur, der strahlend blaue Himmel. Bei uns wächst der hellgrüne Lattugasalat und eine Art dunkelroter Lollo rosso, ein paar Hülsenfrüchtestängel streben nach oben, bei den Nachbarn hingegen wachsen ganze Felder mit Saubohnen, matt grüne Ranken, die jetzt zu blühen beginnen. Und Zwiebel recken stolz ihre grünen Blätter hoch.

Von einem Tag auf den anderen werden die Wollstrumpfhosen in der Lade nach hinten geschoben und man leidet unter der Hitze, statt unter der Kälte. Es riecht nach Honig, vielleicht liegt das daran, dass bienenartige Insekten um den Rosmarinstrauch brummen.

Die Nachbarzwillinge haben ihr Wollmützen gegen eine Ray Ban Sonnenbrille getauscht, nur meine Kinder haben einfach einen Anorak weniger an, denn den Kauf einer sogenannten Übergangsjacke für genau zwei Tage pro Jahr habe ich eingespart.
Die minimalistische Frau Adler habe ich schon lange nicht gesehen, da sie zu ihrer Tochter gefahren ist. Ihr Schwiegersohn hat gesundheitliche Probleme, und wenn Frau Adler hier ist, heißt das, der Schwiegersohn ist im Spital und das ist auch nicht sehr angenehm.

Meine Nachbarin Laura, die Mutter der Zwillinge, sagt bereits seit mehreren Tagen: Hast du gesehen, was für schönes Wetter ist? Und ihr Mann sagte auch schon mehrmals: Hoffen wir, es dauert. Ich bin immer ganz beeindruckt, weil er den Konjunktiv benutzt, er sagt: dass es dauern möge. Trotz allen Unbills und trotz all der Hausübungen habe ich nun doch so ein leicht flatterndes Gefühl im Bauch, als würden Ballettschuhe durch meine Seele tänzeln und ich würde gerne zu jemandem sagen: Ja, mein Schatz, es möge dauern.

Die Fenster stehen den ganzen Tag offen und die Katzen kommen herein und schnurren. Der Nachbar von unten ruft laut: "Buffa!". Er ruft seinen winzigen Rassehund, der wohl auch seinen Frühlingsgefühlen nachgibt und einen mittelgroßen Mischling lieb anschaut.

Traktoren sind aus allen Ecken zu hören und die Geißböcke mit ihren irritierenden Schreien, die mich an meine Kinder erinnern, wenn sie an den langen Nachmittagen am Tisch der Hausübungen sich nicht mehr konzentrieren können.

Die Mütter, die ich sehe, wenn ich das Kind in die Tanzstunde bringen, tragen kurze Lederjacken und sehen aus, als würden sie zu den Männern gehören, die am Samstag Vormittag auf den Harley Davidsons vorbeipreschen, während ich in den Supermarkt fahre. Ich habe bereits die Ostereier mit der Überraschung eingekauft und ich befürchte, dieses Jahr wird Ostern durch diese verfrühte Aktion von mir gar nicht stattfinden.

Ich gebe zu, statt mit meinem Ehemann über die Strategien bezüglich der Schule zu diskutieren, würde ich, wenn meine Kinder im Bett sind, lieber mit einem Mann in einer Bar sitzen, der nicht für diese Themen zuständig ist. Ich würde, wie Kim Basinger in einem Film, in dem sie die Frau des amerikanischen Präsidenten spielt, sagen: "Ich weiß, Frauen trinken normalerweise keinen Whiskey, aber meine Mutter ist aus Tennessee - hier, dieser ist für Sie." Ach, und dann würden wir möglicherweise eng umschlungen zu einer Melodie aus prähistorischen Zeiten tanzen und wenn seine Hand meinen Körper entlang streichen würde, dann wäre ich froh, keine Wollstrumpfhosen mehr zu tragen.

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