Donnerstag, 4. März 2010

Im Spargelparadies

Manchmal gibt es schwierige Tage. Heute ist einer. Ich habe so viel Arbeit, dass ich mich im rosa Zimmer verschanze und mir selbst verbiete, rauszurennen und dem nächsten entgegenzuschreien: Meine Arbeit ist schrecklich, Hilfe! Die Maurerjungs sagen mir ja auch nicht, dass ihre Arbeit schrecklich ist, und das ist sie manchmal ganz bestimmt. Gestern hat ein unglaublicher Wind zu wehen begonnen, den ich genieße, der mir durch alle Kleidungsstücke bis auf die Haut fährt, der die Haare zu Berge stehen lässt und die Palme erschreckend verbiegt. Es ist der Tag, an dem alle Kinder bis am späten Nachmittag in der Schule sind und MM ist wie ich auf der Baustelle. Am frühen Nachmittag muss ich so dringend pinkeln, dass MM sich anbietet, mit mir Richtung "Difesa" zu fahren, dorthin, wo es unbewohnt ist. Er sucht geduldig und akribisch den weltbesten Pinkelplatz, er versteht nicht, dass ich überall aus dem Auto springen kann, Hauptsache es ist weit genug von den Maurern entfernt. Hier oben ist ohnehin alles wunderbar, der Ginster wird vom Wind hin und her gezerrt, wir finden einen Hügel, auf dem alle fünfzig Zentimeter eine Anhäufung aus stacheligen Zweigen anzeigt, dass hier Wildspargel wächst oder wachsen wird. MM behauptet, es sei noch zu früh, aber ich finde immerhin soviel, dass es am Abend für zwei Portionen Tagliatelle mit Wildspargel und getrockneten Steinpilzen reicht. MM hebt ein paar Wildzwiebel aus, die uns mit ihrem intensiven Geruch das Auto verpesten.
Das habe ich im Leben mit den Kindern gelernt, Ferien gibt es nur noch als Momente, als dem Tag geraubte halbe Stunde. Von oben sehen wir unser Haus, die plötzlich weiße Terrasse auf dem Dach, einen Mann, der im Wind auf dem Bauch auf einem Vordach liegt, weil er unterhalb eine Regenrinne anbringt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen