Sonntag, 14. Februar 2010

Feste, die ins Wasser fallen

Ich habs ja gewusst, dass sie nicht kommen werden. Aber sie waren so entschlossen gestern noch, die Gäste. Und deshalb war auch heute ein Tag vorgesehen, an dem der Wecker um halb sechs Uhr klingelt. Mindestens fünfundvierzig Minuten stelle ich mich noch tot und höre im Radio, wie Bertolaso sich den Anschuldigungen gegenüber verteidigt, und dass Frau Francesca ihm keine sexuellen Leistungen entgegenbrachte, sondern seine Halswirbelsäule massierte. Auch wenn dem nicht so wäre: ich bin weder an ihm noch an Francesca interessiert und ich glaube, dass die Italiener einfach voyeuristisch veranlagt sind. Ab halb acht beginnen wir eine Tour de Force was kulinarische Vorbereitung betrifft, die Kinder sind aufgeregt und deshalb unerträglich. Alle zehn Minuten werden sie zurecht gewiesen und/oder zum Arbeiten eingeteilt. Im Laufschritt kochen wir ein Festessen und putzen die Wohnung, alles Dinge, die man normalerweise eine Woche vorher beginnt. Um drei Uhr läutet das Telefon und wir erfahren, dass es auf der anderen Seite des Berges seit einer Stunde schneit und sie lieber ein anderes Mal kommen wollen. Ich bin hysterisch. Die Kinder haben eben Geschenke bekommen und sind daher abgelenkt, ziehen sich aber dennoch beleidigt zurück. Eine der guten Eigenschaften MMs ist, dass er auch verlieren kann. Er holt den Spumante aus dem Kühlschrank und zitiert eine alte Werbung: "Wenn ihre Mannschaft gewinnt, feiern Sie mit Stock 84, wenn ihre Mannschaft verliert, trösten Sie sich mit Stock 84." Das nenn ich Lebensphilosophie.
Unsere Nichte muss nur einen Erdrutsch und nicht den Schnee überwinden, um zu uns zu kommen und wir verwüsten die Wohnung zu sechst mit Konfetti und Chipsbröseln und ausgeschüttetem Coca Cola, als wären wir zu sechzigst. Die Sachertorte, die MM aus 12 Eiern (da freut sich das Cholesterin) gemacht hat, ist ausgezeichnet, die Mandarinen-Gelatine wabbelt wie die aus dem Zeichentrickfilm, in dem es Hamburger regnet und in dem der Held für seine Angebete in einer Riesengelatine erzeugt, in die die beiden eintreten und sich dann näher kommen wollen.

Zum Glück ist morgen Montag. Das Kind schläft mit seinem Spielzeug im Bett. Seine Puppensammlung hat sich erheblich vergrößert. "Donnerwetter, was für eine große Familie!"
Seine Brüder sagen, sie würden sich schämen, wenn sie mit Puppen spielen würden. Ich sage: "Wo steht das geschrieben, dass Buben nicht mit Puppen spielen dürfen?" Daraufhin schreiben sie es auf einen Zettel. Ich sage: "Und eure Freundin, die mit Autos spielt, muss sich die auch schämen?". Da schmeissen sie den Zettel in den Mistkübel.

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