Montag, 15. Februar 2010

non tutto il male viene per nuocere

Habe ich gestern noch gedacht, zum Glück ist heute Montag? Was genau hat mich veranlasst zu denken, ein Montag wäre super?
Als der Wecker läutet, beende ich eben einen Traum, in dem ich versuche eine Schnellbahn zu erreichen, von der über Lautsprecher angekündigt wird, dass sie zum Abfahren bereits ist. Die Kinder (und der Hund?) laufen schnell eine Treppe hoch, ich sehe nur das Geländer, an dem ich mich mit beiden Händen festhalte und mich mühsam hochziehe, meine Beine sind bleischwer und ich komme nicht voran. Ich denke, dass mein Handy in einem Rucksack ist, den die Kinder tragen, ich kann ihnen also nicht einmal sagen, dass sie an der nächsten Station aussteigen und warten sollen. Ich glaube, am Ende des Traums ziehen sie mich die Treppe hoch. Ich interpretiere den Traum mit Müdigkeit.

Um 7.15 statt um 7.10 renne ich aus dem Haus und springe ins Auto, in dem die Kinder schon sitzen. Ich bin die einzige, die sich die Zähne nicht putzen konnte, ich habe kein Unterhemd unter dem Pullover und ich denke, wurst, ich hab eh mit niemandem zu tun. Zuerst scheint das zuzutreffen, denn nicht einmal der Schulbus steht mehr an der üblichen Stelle, obwohl wir dort nur drei Minuten zu spät ankommen. Ich fahre die Kinder in den Ort, in dem sie umsteigen müssen, gleichzeitig kommt der leere Schulbus an. "Ich dachte, es kommt heute niemand!", sagt der Schulbusfahrer. Faschingsmontag. Morgen ist frei. Die Kinderlein sitzen vor dem Fernseher zu Hause. Außer die mit der Mutter mit den ungeputzten Zähnen. Ich sehe die Schulwartin auf die Schule zugehen und wir nähern und auch an. Die Kinder dürfen schon um 7.35 statt um 8.00 in die Schule und das dritte Kind und ich geben Gas. Auf halbem Weg blinkt uns ein Autobuschauffeur an und deutet, langsamer zu fahren. Aha, ein Unfall. MM, der schon lange vor uns den Zug in die Stadt genommen hat, glaubt nicht wie ich an Rucksäcke voller Schutzengel, aber er würde sagen:"Non tutto il male viene per nuocere". (Nicht alles Schlechte kommt, um Schaden anzurichten.) Wären wir 15 Minuten früher dran gewesen, wäre das nun zerdepschte Auto vielleicht auf uns gechleudert.

Vor der Schule nähe ich im Auto schnell noch zwei Knöpfe auf die Schulschürze. Das Kind findet mich super und küsst mich nass auf die Nase. Es kennt eben keine Mutter, die das vor drei Tagen unauffällig und selbstverständlich gemacht hätte. Da heute der Geburtstag des Kindes ist, schleppen wir auch eine Einkaufstüte voll Aranciata und Salatini in die Schule, ich begegne also auch der Lehrerin, von der ich mich weit entfernt halte, wegen den ungeputzten Zähnen

Aus verschiedenen Gründen beschließe ich, den Vormittag im rosa Zimmer zu verbringen, einer der Gründe ist die Sonne, die auf unseren Ort schien, den ich schon aus 25 km Entfernung sehe, weil das Meer eine Bucht macht. Im Sonnenschein arbeitet Stefano mit der Spitzhacke am Wassergraben, ich kann ihm die Motorsäge aushändigen, auf dem Dach stehen drei Maurer zwischen weißen Säcken, die wie überdimensionierte Mozzarellapackungen aussehen, und winken. Ich arbeite, begleitet vom Hämmern und von unverständlichen Dialogen, darf mich kurz vor der Abreise noch nützlich machen und die Winkel für die Dachrinnen finden. Leider drücken sich die Maurer sehr seltsam aus, so dass ich nicht recht weiß, wonach ich in MMs kleinem Lager suchen soll. Ich kenne das Wort Dachrinne, aber das haben sie nicht gesagt, vielleicht haben sie geglaubt ich kenne es nicht und wollten sich einfacher ausdrücken? Am Ende suche ich etwas namens "stotz", das "testa di moro" ist. "Stotz" ist aber meiner Meinung nach ein Sicherungskasten und testa di moro könnte dunkelbraun sein, der Kopf des Mohren, Julius Meinl halt. Der Obermaurer, Gentleman wie immer, sagt: "Wir wollen Sie aber nicht länger aufhalten, Signora." Wahrscheinlich denkt er, jetzt ist sie schon drei Stunden da, ohne aufs Klo gegangen zu sein, bald geschieht ein Unglück. Aber da die Maurer dem Regen, der das Haus verwüstet, den Kampf angesagt haben, bin ich froh, dass ich auch etwas beitragen kann. Ich biete die Winkel an und der Obermaurer tut so, als hätte ich das Ei des Kolumbus gefunden. Mir gefällt die Maurerphilosophie, die erst in den Griff bekommen müssen, was sonst ihre Arbeit kaputt macht. Das kann man eigentlich auf jeden Lebensbereich anwenden.

Das erste, was die Kinder nach der Schule erzählen, ist, dass Giulia sich heute in die Hosen gemacht hat. Ich kenne das, diese neunjährigen Mädchen, die sich in die Hosen machen und anschließend mit dem touchscreen Handy ihre Mütter anrufen, damit sie ihnen neue Hosen bringen. Giulia ist offenbar anders und hat sich zu Unrecht angemacht, denn das Klo war zu lange besetzt, und die Mutter wegen den frischen Hosen wurde von der Maestra angerufen.
Da sieht man wieder, wie wichtig Klos sind. Da soll der Sohn des Maurers nicht sagen:"Professo', jetzt haben sie aber genug Badezimmer!"

Um halb vier Uhr putze ich mir endlich genussvoll die Zähne. Nach dem Nachhausekommen hasse ich kräftig die Putzfrau, die das schmutzige Geschirr zum sauberen in die Geschirrspülmaschine geordnet hat, so dass alle geputztenTeller mit Kakao bekleckert sind, vergieße zwei wütende Tränen zum Thema Sozialversicherung und Steuerberatung in Österreich. Würde lieber das von mir verlangte Geld den Maurern SCHENKEN, als dem österreichischen System zu geben.

Spät kommt MM mit dem Geburtstagskind, das auf einer Faschingsparty abgetanzt hat, oder was auch immer, und erzählt von einem Erdrutsch, den er live über unserem Haus miterlebt hat. Obwohl alle entsetzt zurückgesprungen seien und "Attenzione" geschrien hätten, wäre ich da gerne dabei gewesen. Die heruntergedonnerte Erde hat angeblich das Geräusch einer Lawine gemacht, aber da ich glaube, dass MM nie eine Lawine erlebt hat, ich aber schon, stellt er es sich wahrscheinlich so vor. Wie auch immer, unterstützt vom Nachbarn wird beschlossen, die Erde gleich in unser Haus einzubauen. Es wurde ohnehin schon von Maurerseite Erde gesucht, die in die Steinwände gemeinsam mit Zement eingearbeitet wird. Und da haben wir schon zum zweiten Mal die Bestätigung, dass nicht alles Schlechte kommt, um Schaden anzurichten. Wozu allerdinges meine Sozialversicherungsachzahlung für das Jahr 2007 gut ist, weiß ich noch nicht.

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